Iphigenia. Frei nach Euripides/Goethe von Joanna Bednarczyk Salzburger Festspiele 2022 Iphigenia steht in der griechischen Mythologie für das Opfer der Frau, das sich entrechtet den Entscheidungen der maskulinen Gesellschaftshälfte zu fügen hat. Agamemnon benötigt sie, um die Götter gnädig zu stimmen, Toas auf Aulis hätte sie gern zur Frau, Orest fordert ihre Hilfe beim Diebstahl der Artemis-Statue. Iphigenia ist zerrissen in den ihr zugewiesenen Rollen und handelt wiederholt gegen ihren Willen und…
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Theater im Bahnhof: “Zu Ende gehen. Ein Klima-Match” Auf dem Trainingsplatz des Fußballverbands in der Herrgottwiesgasse läuft eine Frau auf und ab. Sie hat sich das große und wenig naturbelassene Stück Rasen (6.000 Quadratmeter!) gekauft und dafür ihre Wohnung, ihr Auto, ihren Job aufgegeben. Was da wohl die Kinder dazu sagen? Wir werden es an diesem Abend nicht erfahren. Die Frau, um die 50, hat eine Krise. Die Klima-Krise. Sie…
weiterlesenDie Rabtaldirndln & toxic dreams: The Unreal Housewives of Graz vs. The Unreal Housewives of Vienna Die Rabtaldirndln aus der Steiermark treffen auf toxic dreams aus Wien (und dem Rest der Welt). Grundlage des Stücks ist das Phänomen der Serie, ganz konkret die “Hausfrauen”-Serien, wie sie zuerst in den USA, später mit den “Vorstadtweibern” auch in Österreich sehr erfolgreich liefen. Das Prinzip darf daher seit Jahren als bekannt vorausgesetzt werden: Ein mehr oder…
weiterlesen“unter die haut”, theater quadrat Oh, da ist ja noch eine globale Krise, die wir fast vergessen hätten. Da ist ein ganzer Kontinent, der zwischen Aufschwung und Krieg, Optimismus und Verzweiflung sowie dem Überrest kolonialistischer Strukturen lebt. Und der in weiten Teilen besonders an der anderen riesigen globalen Krise leidet und noch leiden wird, dem Klimawandel. Gewalt, Rassismus, eine riskante Flucht und – fast schon als best case – ein…
weiterlesen„this fucking poetry“ Ein Abend mit Charles Bukowski. Im Theatercafé mit dem Theaterquadrat. Gibt es etwas, das noch mehr aus der Zeit gefallen ist, das – wenn man so will – gerade unaktueller ist als die Literatur von Charles Bukowski? Klar, gesoffen und gef***t wird immer, besonders auch in Krisen- und Kriegszeiten. Aber sind wir hier nicht trotzdem längst der Pubertät entwachsen und damit auch der Faszination der literarischen Ergüsse…
weiterlesen“Linda” von Penelope Skinner im Schauspielhaus Graz Linda ist Mitte 50 und sie ist “Senior Brand Strategist” in einem Kosmetikunternehmen. Vor Jahren hat sie deswegen Marketingpreise gewonnen und sie redet sich seither ein, sie habe das Leben von Mädchen zum Besseren gewendet. Bei den eigenen Kindern ist ihr das – zumindest vorläufig – noch nicht wirklich gelungen. Die eine Tochter hadert mit einem Vorsprechen am Theater und bekommt dabei kaum…
weiterlesen“Forst der Finsternis. Ein Stück vom Wald.” Schauspielhaus Graz Sehr frei nach Anton Tschechows “Der Waldschrat” geben Jan Koslowski und Nele Stuhler (Regie & Text) ihrer Liebe zur Natur und zu familiären Turbulenzen jede Menge Raum. Auf einer Waldlichtung treffen “das Kind” Herzeleid (in zweifacher Gestalt!), dessen Vater Johann Hölzel, Hänsel und Gretel, die schräge Stieftante und die Hexe aufeinander. Dabei bleibt kaum ein Auge trocken und definitiv kein einzig möglicher…
weiterlesenTheater des Monats
Kampf der Lüge! Eine Manifestation Worum es im Stück geht, das am 13. 10. im Grazer Schauspielhaus Premiere hatte, erklärt der Untertitel ganz genau: “Komödienrat (Kom. Rat) Franz Solar über sein Leben, seine Lügen und unser aller Zukunft”. Es ist ungewöhnlich fürs Schauspielhaus, aber nicht unbedingt für die Schauspielerei an sich: Der berühmte Protagonist wird zur Rolle. Eines der bekannteren Werke, wo Ähnliches vor sich geht: Being John Malkovich. So…
weiterlesen“Zitronen Zitronen Zitronen” Deutschsprachige Erstaufführung (live im Schauspielhaus Graz HAUS DREI) Intimität, Spannung, Nähe, Widerspruch, Reibung, Streit, Versöhnung, Anpassung. Rund um diese, auch in der Inszenierung lebhaft spürbaren Zutaten entwirft Sam Steiner ein Beziehungsdrama. Vordergründig. Während sich das Publikum langsam mit den Protagonistinnen bekannt macht – sehr intensiv und überzeugend gespielt von Maximiliane Haß (Olivia) und Katrija Lehmann (Bernadette) – eröffnet sich neben der partnerschaftlichen eine weitere Ebene. Was, wenn…
weiterlesenDer Große Diktator im Schauspielhaus Graz. Ein Premierenbericht. Regisseurin Clara Weyde und Dramaturgin Franziska Betz entwerfen eingangs ein Spiel im Spiel. Chaplin-Imitatorin Melly trifft am Grabstein ihres Idols und Vorbildes auf Kollegen und Konkurrenten Marcel. Die eine, um sich von ihrer Rolle endgültig zu verabschieden, der andere, um seiner Berufung zu huldigen. Das alte Feuer des Wettbewerbs lodert heller als gedacht. Wer war und ist der bessere Chaplin? In der…
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