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Dramen, die das Leben schrieb Künstler/innen

Haubentauchers Theaterwochen / Teil 3: Im Suff im Theatercafé

„this fucking poetry“
Ein Abend mit Charles Bukowski.
Im Theatercafé mit dem Theaterquadrat.

Gibt es etwas, das noch mehr aus der Zeit gefallen ist, das – wenn man so will – gerade unaktueller ist als die Literatur von Charles Bukowski? Klar, gesoffen und gef***t wird immer, besonders auch in Krisen- und Kriegszeiten. Aber sind wir hier nicht trotzdem längst der Pubertät entwachsen und damit auch der Faszination der literarischen Ergüsse (im doppelten Wortsinne) des Dirty Old Man aus den USA?
Dieser Abend sagt entschieden: Nein!

Werner Halbedl ist eh ein Viech auf der Bühne, das muss er zumindest in Graz niemandem mehr beweisen. Und so versucht er Bukowski auch gar nicht ernsthaft zu imitieren. Er spielt ihn und er spielt MIT ihm. Dabei nähert er sich ihm aber auch so überzeugend an, dass es eine Freude ist, ihm beim Agieren und Trinken zuzusehen. Die Auswahl der Texte trägt das Ihre zum Gelingen bei. Es sind nicht die hinlänglich bekannten plakativen Schweinereien, sondern die Passagen, in denen Bukowski alias Henry Chinaski sich selbst hinterfragt, die Beziehung zu seinem Vater offenlegt, die überzeugen. Die Absurditäten des akademischen Lebens treffen auf die Armut auf der Straße. Das tut weh.  Ja, die Bottle kreist, es geht recht unsauber zu und zwischendurch weiß unser Held nicht mehr, wo er eigentlich ist. Aber Halbedl zeigt sehr deutlich, welche Qualitäten die Texte von Bukowski eben auch haben. Was wiederum erklärt, warum seine Literatur über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, so gefragt war – auch wenn er selbst möglicherweise Mühe hatte, das ganz nachzuvollziehen.

Es tut sich eine Welt auf, die keine Rücksicht auf Verluste zeigt, die keinen Respekt hat, vor nichts und niemandem, vor allem aber: die keine Denk- und Schreibverbote kennt. Das ginge alles heute irgendwie gar nicht mehr. Und so ist das anachronistisch – aber eigentlich gar nicht unaktuell.

Begleitet wird Chinaski-Halbedl von Paul Öllinger am Klavier, der sich im Verlauf des Abends immer vehementer an Tom Waits abarbeitet. Sehr stimmig. Und: Das Theatercafé ist unzweifelhaft eine echt gute Location für so eine Performance. Außer, dass es keine großen Biere gibt. Aber sonst: Kann man wirklich empfehlen!

Die vorerst letzte Vorstellung findet am 27. März um 18 Uhr im
Theatercafé Graz statt – Infos & Tickets unter www.theater-quadrat.at

Foto: ©NICOLAS PLEASURE GALANI 

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