RAHEL: „Miniano“, Ink Music, VÖ 8. 3. 2024
Rahel stammt aus einem kleinen Dorf im Waldviertel, sie wuchs auf einer alternativen Bauernhof-WG auf und lernte das Metier der Schauspielkunst unter anderem bei der großen Elfriede Ott. Nach diversen Jobs ist sie 2021 bei der Musik angekommen und gilt spätestens seit 2023 als eine der großen Hoffnungen des Indie in Österreich (mit Strahlkraft nach Deutschland). Das erste Album löst dieses Versprechen zu 200% ein. Es ist poetisch, poppig, punkig. Es erinnert an die großen österreichischen Bands der vergangenen Jahre, aber auch an die schönen NDW-Zeiten. Rahel kann mit sanfter Stimme Kritik an den herrschenden Verhältnissen singen, Liebesbekundungen und verschrobene Dada-Weisheiten. Eventuell kein Zufall, dass die Platte am 8. 3. erschien, denn Rahel ist der Feminismus ein wichtiges Thema. Und was wir echt charmant finden: Die Tour startet in Graz.
10. 4. » Auf die weiche Tour-Tour » Postgarage » Graz
11. 4. » Posthof » Linz
13. 4. » Arge » Salzburg
14.4. » fluc » Wien
20.4. » Musik-Kulturclub Lembach » Lembach
24.4. » Milla » München
25.4. » Tsunami » Köln
26.4. » Häkken » Hamburg
27.4. » Badehaus » Berlin
4.5. » Die Bäckerei » Innsbruck
Foto: © Daria Savytska
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SON OF THE VELVET RAT: „Ghost Ranch“, Fluff and Gravy Records, VÖ 22. 3.
„Never die, never die, never die…“ Heike und Georg sind langjährige Bekannte dieses Magazins, wie überhaupt jedes Menschen in diesem Land, der oder die was übrig hat für Indie-Rock. Son of the Velvet Rat steht für endlose Straßen, staubige Wüsten, das Leben, den fahlen Mondschein und die Liebe. Konsequenterweise sind die beiden vor Jahren tatsächlich nach Joshua Tree übersiedelt, wo gute Musik heute nicht mehr ohne riesige US-Fahnen und jede Menge Trump-Fans zu haben ist. Die Ghost Ranch ist einer der mythischen Orte, die es dem Sohn der Samtrate angetan haben. Ernst Molden, der sich auch vor vielen Jahren in die Band verschaut hat, sagt über die beiden: „Son of the Velvet Rat gibt es für mich gefühlt schon immer, und ihre Musik hat sich für mich schon immer gleichzeitig uralt und nagelneu angefühlt.“
Die neue Platte fängt mit ein paar Takten auf den Punkt gebrachter Americana an, ehe Georg Altzieblers leicht aufgeraute Stimme einsetzt. Die lose zusammenhängenden Songs machen dort weiter, wo Dorado und Solitary Company aufgehört haben. Es ist ein Album, das uns mitnimmt auf eine Reise durch fremde Städte in sternenklaren Nächten. Rein in schummrige Bars, wo die Engel sich nicht hineinwagen. Noch einmal Molden: „Dieses neue Album hat insgesamt eine traurige Magie, die Hank Williams vielleicht meint, wenn er ‚the silence of a falling star‘ sagt. Ich höre die Platte wieder und wieder. Und dann noch einmal. Ich könnte die zwei einmal in der Wüste besuchen, denke ich dann. Dann höre ich die Platte noch einmal.“ Und das solltet ihr ab dem 21. März auch tun.
Zum Beispiel da und dort:
21.3. Rockhouse, Salzburg
22.3. Hofküche, Wördern
5.4. KIK, Ried
12.4. Kammerlichtspiele, Klagenfurt
20.4. Kino, Ebensee
26.4. Porgy & Bess, Wien
27.4. PPC, Graz
und so weiter…
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DER NINO AUS WIEN: „Endlich Wienerlieder“, Medienmanufaktur Wien, VÖ 15. 3.
„Okay, gemma’s an“. Der Nino sollte vielleicht nicht so viel mit dem Koarl abhängen. Er sollte schneller werden. Urlaub machen. Ach was: „Alles 1 Scheiss“. Die neue Platte (die wievielte ist das eigentlich?) vereint all seine Stärken als da wären: abgründiger Humor, hin- und mitreißende Stimmungen, saugute Texte und ein kräftiger Hang zum Wienerlied in vielfältigem Gewand. So ist auch der Plattentitel Witz und trügerische Wahrheit in einem. Spätestens mit der zweiten Nummer biegt der Nino in Richtung Punk oder Südsee ab, so sicher sind wir da nicht. Später kommt noch eine vertrackte Reminiszenz an La Paloma dran. Die unzweifelhaften Live-Qualitäten des gut gebuchten Musikers bringt er mit seinem Team (unter anderem der eben erwähnte Ernst Molden) tatsächlich auf das Album. Für uns die beste Platte des Herrn aus Wien seit etlichen Jahren. Und jetzt: ruhig ein bisschen langsamer werden. Und vielleicht Urlaub machen vom Koarl und von all den Beisln der Wienerstadt.
Apropos: Am 21. März spielt der Nino in der Arena. Danach zieht es ihn durch die Lande, bis hin nach Hamburg und München. Graz lässt er fürs erste aus.
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BAITS: „All Filler No Killer“, Noise Appeal, VÖ 15. 3.
Hallo, hat da wer Nirvana wiederbelebt? Nein, was da so grungig anfängt und „Fucking Fake“ brüllt, sind die Baits aus Wien. Was sagen sie selbst über ihre Musik? „BAITS not only captures the sweaty, unbridled energy of 90s indie bands but fearlessly ventures into the realm of pop, creating a unique aural tapestry that is as infectious as it is rebellious.“ Stimmt! Sonja Maier und ihre drei Baits-Kollegen sind auf einem Label, das „Noise Appeal“ heißt, aber so was von richtig. Das zweite Album wird euch mitreißen, wenn ihr geradlinigen Indie-Rock mögt. Ihre Tour startet am 15. 3. in der Arena, Mitte April sind die vier, wenn es wahr ist, bei Styrian Sounds in Graz zu erleben. No fucking fake, yeah!
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DRITTE HAND: „Olle Vieche Olle Fisch“, Medienmanufaktur Wien, VÖ 1. 3.
So, jetzt drehen wir mal den Speed ein bisserl runter. Und werden verspielter. Vielleicht sogar versponnener. Die Dritte Hand kommt aus dem Mostviertel und lebt in Wien. Die vier verbinden Anklänge an die Heimat mit einer Mischkulanz aus Downtempo, NuJazz, Singer-Songwriter Sounds und Indie-Rock. „Olle Vieche Olle Fisch“ ist ihr drittes Album und es dreht sich um Tiere und andere Lebewesen im Mostviertel, in der Wachau und in Wien. Der Pressetext hat zumindest teilweise Recht, wenn er meint: „Die teilweise romantisch verklärten, teilweise dadistisch boykottierten Texte werden im Ostösterreichen Dialekt gesungen.“ Jedenfalls: Eine 1A Platte für Menschen, die es gern ein bisschen feinsinniger angehen als die Haudrauf-Fraktion. Zu sehen am 12.3. in Wien, Chelsea, am 16.3. in Bad Ischl, Kurdirektion und am 17.3. in Salzburg, Academy Bar.