Bov Bjerg: Auerhaus. Verlag Blumenbar 2015 Bov Bjerg ist bislang eher als Förderer von literarischen Talenten, als Schauspieler und Kabarettautor aufgefallen denn mit eigenen Büchern. „Auerhaus“, das der Gattung Jugend- oder Pubertätsroman in der Tradition von Salingers „Der Fänger im Roggen“ bis hin zu Herrndorfs „Tschick“ zugeordnet werden könnte, ist daher so etwas wie eine kleine Sensation auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Erzählt wird die Geschichte des lebensmüden Frieder und seiner Freunde,…
weiterlesenKategorie: Romane
Roman des Monats / national
Martin Amanshauser: „Der Fisch in der Streichholzschachtel“, Deuticke 2015Da hat sich der Reisejournalist und Schriftsteller Amanshauser ja eine schöne Geschichte ausgedacht. Durch einen gewaltigen Sturm werden ein devastierter Kahn voller Piraten und ein Luxuskreuzfahrtsschiff in unmittelbare Nähe zueinander geschleudert. Die Seeräuber, die offenbar bereits mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben, wundern sich nicht schlecht über die seltsamen Sitten und Gebräuche auf dem riesigen „Turm“, den sie teilweise recht intensiv in…
weiterlesenRoman des Monats / international
David Guterson: „Der Andere“, erschienen bei dtvJohn William tauchte sein Gesicht unter Wasser. Als er wieder hochkam sagte er: „Du tust, was du tun musst, aber mich kriegen sie nicht. Das Leben ist kurz. Die Ewigkeit ist lang. Ich schmuggle mich an Gott vorbei – auch er kriegt mich nicht“. „An Gott vorbeischmuggeln?“„Zu unserer aller Mutter.“„Das klingt wie Spinnerei.“„Nein“ sagte John William, „das ist vollkommen vernünftig.“Dialoge wie diese geben den Protagonisten…
weiterlesenThomas Wendrich: „Eine Rose für Putin“, Berlin Verlag 2015 Drehbuchautor (und Schauspieler) Thomas Wendrich schreibt in seinem Debut-Roman über einen Drehbuchautor. Was nach einem reichlich unoriginellen Setting klingt, entpuppt sich als verwinkelte großartige Geschichte über Ost-West-Beziehungen, die Folgen von Tschernobyl, Paarbeziehungen in der DDR, in Weißrussland und im wiedervereinigten Deutschland sowie die rätselhafte Vergangenheit des russischen Präsidenten. Kinder verschwinden und tauchen wieder auf, die Postbotin ist ein wenig zu neugierig…
weiterlesenTex- und Sex-Roman des Monats: Irma
Tex Rubinowitz: „Irma“, rowohlt 2015 Das Leben hat so manche Pointe parat. Als wir das Buch lasen, waren wir gerade auf Kurzausflug nach Kopenhagen unterwegs. Dort angekommen große Freude: Passend zum Buchtitel gibt es in Dänemark eine Supermarktkette, die sich „Irma“ nennt. Gleich mal eine Bierdose der Eigenmarke gekauft und neben das Cover gestellt. Wenig später die nächste Überraschung: Die Irma bei Rubinowitz ist nicht nur eine verflossene Liebschaft, er…
weiterlesenRoman des Monats: Stoner
John Williams: „Stoner“, erschienen bei dtv 2013 „Nun begann er zu begreifen, dass die Liebe weder Gnade noch Illusion war, vielmehr hielt er sie für eine Art der Menschwerdung, einen Zustand, den wir erschaffen und dem wir uns anpassen von Tag zu Tag, von Augenblick zu Augenblick durch Willenskraft, Klugheit und Herzensgüte“, schreibt Autor John Williams in seinem im Jahre 1965 geschriebenen, fast schon vergessenen und 2006 wiederveröffentlichten Roman „Stoner“. …
weiterlesenRoman des Monats: Das Polykrates-Syndrom
Antonio Fian: „Das Polykrates-Syndrom“, Droschl 2014 Der gebürtige Kärntner Antonio Fian ist weithin bekannt durch seine Dramolette, kann aber literarisch viel viel mehr. Sein Roman „Schratt“ aus den frühen 1990er Jahren hat unsereinem damals ausgezeichnet gefallen, das änderte aber nichts daran, dass Fian sich danach wieder auf kürzere Texte konzentrierte. Das „Polykrates-Syndrom“ kommt nun wie aus heiterem Himmel. Der Roman ist nahe am Krimi, düster, dramatisch und derb, erstaunlich knapp…
weiterlesenRoman des Monats: Zwei Herren am Strand
Michael Köhlmeier: Zwei Herren am Strand. Hanser Verlag 2014. Üblicherweise besprechen wir hier ja eher selten massentaugliche Neuerscheinungen oder Bestseller, dafür gibt es genügend andere Kanäle. Aber in diesem Fall müssen wir eine Ausnahme machen. Eigentlich wollten wir auch nur recherchieren, ob es stimmt, dass der englische Politiker und Exzentriker Winston Churchill auch Literaturnobelpreisträger war (es stimmt!) und da stießen wir auf das neue Werk von Michael Köhlmeier. Was soll…
weiterlesenDave Eggers: Ein Hologramm für den König. Kiepenheuer & Witsch. Dieses Buch, das haben schon andere Rezensenten vor uns festgestellt, ist eine prachtvolle Metapher für die seltsamen Zeiten, die wir durchleben. Alles ist virtuell, die Orte, die menschlichen Beziehungen und das Kapital. Selbst gekrönte Häupter werden zu rein medial beleuchteten fiktionalen Schattenwesen, das muss auch der abgehalfterte Manager Alan feststellen, der in der Wüste auf König Abdullah wartet. Wegen seiner…
weiterlesenRoman des Monats: Heartland
Joey Goebel: Heartland, Diogenes 2010 Blue Gene ist ein fauler Sack. Er verkauft Spielzeug am Flohmarkt, das ihm einst seine reichen Eltern im Überfluss gekauft haben. John hingegen sieht aus wie ein smarter Manager und will unbedingt in die Politik einsteigen. Über die Lokalwahl soll es in den Kongress gehen und wer weiß: Vielleicht wird John ja sogar eines Tages Präsident? Da wäre nur ein Problem: Der fesche Politiker in…
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