Die Rabtaldirndln: „Warum bricht mein Knie gerade jetzt“
Vier Frauen treffen in der Reha aufeinander. Es eint sie der Schmerz. Das Knie, das Kreuz, die Schulter und der ausbleibende Stuhlgang. Aua!
Das Alter drückt und das Primat des Primars drückt auch. Während es die eine beim Training übertreibt („warum bricht mein Knie gerade jetzt?“) und die andere ihr Fairphone V sucht („wo ist denn mein Handy?“) will die dritte dem Klinikleiter gehörig eines auswischen. Zwischendurch wird im Fernsehzimmer das TV-Kastl eingeschaltet. Immerhin arbeitet die Frau Gudrun ja beim ORF, aber den Sender schaut keine der anderen. Unter Garantie nicht!
Am Höhepunkt des Stücks wird erwähnte Frau Gudrun am Knie operiert. Und zwar von ihren Mitpatientinnen unter der Leitung der Turnlehrerin, denn der Primar hat leider keine Zeit.
Das alles wird einerseits in stilsicheren Kostümen sehr reduziert auf die Bühne (Markus Boxler) gebracht, wie es die Rabtaldirndln immer wieder sehr überzeugend tun. Andererseits ist das Reha-Drama doch eindeutig mehr als Off-Theater. Es wird als Oper angekündigt, „Singstück“ würde es vielleicht noch besser treffen. Stimmlich sind die Dirndln 1a unterwegs. Textlich hat Regisseur Helmut Köpping einiges an schrägem Humor beigesteuert. Musikalisch sorgen deeLinde, Benno Hiti und Imre Lichtenberger Bozoki auf mitreißend-repetitive Art für den guten Ton.
Wenn man dem gelungenen und bei der Premiere viel beklatschten Abend doch noch eine kritische Note verleihen möchte: Die Hülle (also das Musikalische) überwiegt. Die Fülle (das Reha-Thema) bleibt etwas vage. Dabei wäre so eine Klinik mit all den Wehwehchen und echten Dramen, mit leidgeplagten Patient:innen und grantigen Mediziner:innen doch ein Stoff, der mehr an Tiefe, Schärfe oder auch brachialem Schmäh bieten könnte. Aber das ist jetzt wahrscheinlich auch:
Jammern auf hohem Niveau.
Weitere Termine: 18., 20., 21., 22., 24., 25., 26., 30. und 31. Jänner 2025 jeweils um 20 Uhr im Kristallwerk in Graz-Gösting. Foto: Nikola Milatovic