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Dramen, die das Leben schrieb Künstler/innen Theater

Solo des Monats

“DIE ÄFFIN. Warum wir die Welt so nicht retten werden”

Das Theater im Bahnhof zu Gast im Café Endzeit des Forum Stadtpark. Ein Solo (oder Duo?) von und mit Monika Klengel. 

Eine Frau im Kostüm einer zotteligen Äffin im Dialog mit ihrem Alter Ego im Business-Outfit. Jene: Essend, aber schweigend, in einem Fernseher. Es geht ums Frühstück. Dann ums Geschichtenerzählen. Um die Heldenreise und das Werk von Joseph Campbell.

Andritz. Rotmoosweg. Der Schöckelbach schwillt an. Es gibt ein Hochwasser. Das Haus der Familie ist eingeschoßig. Das Wasser steigt und steigt. Überflutet den Keller. Da: Der kleine Bruder ist weg! Alle verzweifelten Versuche, ihn zu finden, scheitern. Die Äffin drapiert Seile, bildet Handlungsabläufe und Muster. Erklärt Storytelling, fast wie in einer Vorlesung. Kein Wunder, sie und ihr televisionäres Gegenüber haben Amerikanistik studiert. Kurt Vonnegut, googeln Sie das mal.

Die Geschichte dreht sich um eine Osttiroler Familie, die nach Graz zieht. In Oberandritz ihr Haus baut. Dann das braune schlammige Wasser. Und der kleine Bruder. Einmal, zweimal, dreimal, viermal.

Trump, Babler, Kurz … all das passt sich in die Schemata des klassischen Geschichtenerzählens ein. Ikarus, Ödipus. Und dann die Wendung: Hier geht es ums Klima. Um die Apokalypse. Wir schauen ein paar Minuten gemeinsam den monumentalen Polarkappenabschmelz-Film “Waterworld“, der vor allem ökonomisch beinahe zum Untergang geführt hätte. Kevin Costner. Allein er schon eine Katastrophe.

Dann “Dont look up”. Leo di Caprio, Jennifer Lawrence, Abendessen knapp vor dem großen Finale. Boing! Ein Crash, den niemand mehr verhindern konnte. Wird es auch uns Affen und Äffinen so gehen? Oder wird es uns gelingen, das Ruder herum zu reißen? So sicher nicht, lautet der Tenor.

Doch da endlich kommt die Frau aus dem Fernseher zu Wort. Sie hat einen Baum in der Zinzendorfgasse gepflanzt. Es kommt eine Fahrradstraße in Graz. Der Hochwasserschutz wird verbessert. Und der erste Bockbieranstich als Politikerin? War eh ganz lustig.

Es bleibt ein bitterer Geschmack nach einem kurzweiligen Abend, der zwischen lustig, nachdenklich, schräg wechselt. Wie sagt man so schön: Das Publikum wird dort abgeholt, wo es steht (oder sitzt). Klingt banal, ist aber schwer genug. Haben wir jede Hoffnung verloren? Nicht heute Abend…

***

Das Solo wird im Rahmen des Themenschwerpunkts NO HOPE NO FEAR im Endzeitcafé des Forum Stadtpark gezeigt.

MIT Monika Klengel
REGIE Ed. Hauswirth
TECHNIK Claudia Holzer
KAMERA Felix Klengel

noch zu sehen im FORUM STADTPARK am 20. 1. um 20.00
Infos: www.theater-im-bahnhof.com
Foto: Johannes Gellner

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