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Beisl Buch des Monats

Stadtbuch des Monats Nov/Dez

Mike Markart / Martin G. Wanko: „Triest. Das Meer. Die Stadt. Wie die Nacht und der Wind“, keiper 2023

Mike Markart ist ausgewiesener Kenner und Liebhaber von Venedig. Im März haben wir zuletzt davon berichtet. Martin G. Wanko ist überzeugter Fan der AS Roma und als solcher fast schon Wahl-Römer. Was beide verbindet, ist aber auch das Faible für Triest. Die Stadt wird ohnehin seit Jahren literarisch und filmisch von Intellektuellen gefeiert, als sei Venedig bereits untergegangen.

Markart und Wanko nähern sich Triest auf unterschiedliche, einander ergänzende Art. Während der Erstgenannte gerne von konkreten Örtlichkeiten in die Welt der Phantasie entschwindet und dabei Magisches und Mysteriöses erlebt, beschreibt der Zweite seine Wege rund um die Stadt auf bodenständige Weise. Die Serpentinen hinauf zum Weingut werden spürbar. Die Weine aus der Garage kann man beinahe am Gaumen spüren.

Die Verirrungen und Verwirrungen, die Teil jedes urbanen italienischen Mythos sind, vereinen beide Literaturen. Mit den Begleitumständen der Pandemie gehen sie unterschiedlich um. Der einen bleibt in den vier Wänden, die ihm zugedacht wurden. Der andere geht vorsichtig seiner Wege. Und am Ende dieser facettenreichen Annäherung an eine kleine, aber feine Stadt gibt es drei Nachdichtungen von Markart zu entdecken, die das Panorama vervollständigen.

Es ist eine Liebeserklärung und Spurensuche ohne Kitsch und ohne platte Tourismuswerbung. Es steht auch nicht zu befürchten, dass das Büchlein den Triest-Hype anfeuern wird. Und dennoch sind die Heuschrecken, wie Wanko sie nennt, mitsamt ihrer Kreuzfahrtschiffe und Reisebusse, eine reale Gefahr für jede Stadt mit einem zerbrechlichen Zauber. Vielleicht sollte man noch rasch selbst Teil des Problems werden?

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