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Dramen, die das Leben schrieb Künstler/innen

Theater des Monats: Mama, bitte!

Die Rabtaldirndln: “Ahnfrauen”, bis 28. 1. im Kristallwerk Graz

Die Rabtaldirndln sind nach einem kleinen Ausflug in die Welt der nordamerikanischen “Housewives” wieder bei sich selbst angelangt. Gut so. Denn ihre Stärken sind Humor, manchmal mit einer bitteren Note, aber niemals grell, und ein scharfer, demaskierender, soziologischer Blick auf das Leben von Frauen (und Männern und allen dazwischen). Im neuen Stück “Ahnfrauen” geht es um Mütter. Konkret um die Mamis der vier Schauspielerinnen, durchaus mit einem gewissen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Den Auftakt macht eine riesige Stoffmama, deren Kopf und Bauch mit Videos und Botschaften bespielt werden und deren markante Körperöffnung (vulgo: die Möse) das Eingangstor zur Bühne für die Rabtaldirndln bildet. Eine der Mütter wird zur allwissenden Erzählerin, die die Möse eine schräge Ahnengalerie gebären lässt. Da leben manche hunderte, wenn nicht tausende Jahre. Und Ingeborg Bachmann wird zur Schwester von Nelson Mandela.

Danach krabbeln, biegen, rollen, turnen die Dirndln durch ihre Biographien. Sie nähern sich den Müttern und sie kommen dabei unterschiedlich weit. Die eine Mama öffnet sich, die andere bleibt verschlossen. Mama, bitte!

Das Ziel der Töchter: Sie wollen reden, Dinge in Erfahrung bringen, gemeinsam ins Wirtshaus nach Walkersdorf wollen sie zu diesem Zweck. Ob das vielleicht gar nicht klappt und auf welch verdrehte Art dann doch, das zeigt sich später. Das Publikum erfreut sich der genau gesetzten Pointen, wird aber zwischendurch auch ordentlich in die Nachdenklichkeit bugsiert. Und dann kommt Soziologin Lisa Mittischek zu Wort, auf eine sehr schön choreographierte Weise. Wie überhaupt das Konzept, die Inszenierung, die Regie und die Dramaturgie von den Dirndln sowie von Nadja und Martin Brachvogel voll aufgeht. Ganz ehrlich: Das bitte gern bei einem Theaterpreis einreichen.

Das Publikum sieht das ähnlich und klatscht sich die Pfötchen wund. Barbara Carli, Rosa Degen-Faschinger, Bea Dermond und Gudrun Maier alias Die Rabtaldirndln sind wieder bei sich selbst angelangt. Gut so.

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Rabtaldirndln: AHNFRAUEN
Weitere Vorstellungen: 20.,21*.,26.,27. und 28. Jänner, jeweils 20:00 im Kristallwerk, Viktor-Franz-Straße 9, 8051 Graz
* Publikumsgespräch mit der Soziologin Lisa Mittischek im Anschluss an die Aufführung. Tickets & Infos: https://dierabtaldirndln.wordpress.com/

Foto: Nikola Milatovic

1 Antwort auf „Theater des Monats: Mama, bitte!“

Ich habe das Stück ebenfalls gesehen und kann mich der positiven Kritik nicht anschließen. Die Themen waren platt und plakativ, die Dialoge langweilig und voller Floskeln. Es war nichts neues dabei, Mutter-Tochter- Konflikt kommt gefühlt überall vor, die Rolle der Frau wurde auch schon gut, von diversen Regisseuren, gezeichnet. Es fehlt an Konstruktivität und Kreativität. Zudem bedient man sich vulgärer Bilder, was wohl einfach dazu dient aufzuregen. Wobei auch dieses Stilmittel bereits bis zum Anschlag ausreizt wurde. Auch die nackte Frau der auf der Bühne ist ein alt bekanntes Mittel um die Sensationslust des Publikums zu befriedigen. Wobei es in diesem Fall mit Vorsicht zu nutzen ist, da Nacktheit der Frau auf der Bühne ebenfalls ein sexistischer Ansatz sein kann.

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