KI vs. Demokratie: Panel mit Julia Ebner, Tabea Glindemann und Jürgen Geuter („tante“) am 1. 3. 24 im Heimatsaal
Was kann die KI? Und wer nutzt sie für welche Zwecke? Was bedeutet das für unser soziales Gefüge? Und was für unser Leben? Können wir damit nicht auch was Sinnvolles tun?
Künstliche Intelligenz löst derzeit viel Euphorie aus. Bis hin zum zart absurden Gedanken von Christian Lindner, der meinte, die KI würde die Klimakrise lösen. In Wirklichkeit, und das zeigte die in London lebende Extremismusforscherin Julia Ebner sehr genau, verwenden vor allem ultrarechte Feinde der Demokratie KI-Tools derzeit intensiv. Sie faken und werfen gleichzeitig der Gegenseite vor, dasselbe zu tun. Sie basteln „Trollarmeen“ und versuchen, unser demokratisches System zu untergraben.
Tabea Glindemann / intelligence architect meinte im Anschluss, KI sei an sich schon kein guter Begriff. Man sollte in der Betrachtung eher auf Algorithmen abzielen. Und weil Glindemann sich intensiv mit Regulierungen beschäftigt, gab sie zu bedenken: Der militärische Einsatz von KI ist im AI Act der EU schon mal nicht enthalten, was katastrophal sei. Eigentlich erlebten wir gerade einen sehr schlechten Zeitpunkt für die Ausrollung der KI, sagte Glindemann, und spielte auf Kriege und Krisen der Gegenwart an.
Deutschlands „präzisester KI-Kritiker“ Jürgen Geuter setzte die Argumentation fort. 2/3 des Marktes sei von 3 US-Unternehmen dominiert. Europäische Lösungen? Weitgehend Fehlanzeige. Der LIDL-Kaufland-Besitzer sei einer der wenigen, der in Deutschland da eine Rolle spielt und zum Beispiel bei Verwaltungsbehörden ins Geschäft kommen will.
Die Narrative, so Geuter, laufen so: a) KI löst alles b) KI zerstört alles. Beide Narrative werden teilweise sogar von den selben Menschen gepusht. Die Unterwürfigkeit gegenüber den Tech-Konzernen ist enorm, gerade die Politik sei davon massiv betroffen. Wir hätten in der Folge auch keine politische Zukunftsvision mehr, sondern nur mehr eine technische Vision.
Dann kam Geuter auf die ökonomischen Facetten zu sprechen: Der Code in KI ist vielleicht schlecht und voller Sicherheitslücken. Aber es geht halt viel schneller und ist damit viel billiger. Die Leute da draußen, die nur ihren Job machen wollen, werden mit dem Thema und der möglichen Bedrohung allein gelassen. Das Versprechen mit Fortschritt und Wohlstand hat sich als falsch erwiesen. Niemand trifft gute Entscheidungen, wenn er oder sie Angst hat.
Dazu kommen weitere Faktoren. KI, so Geuter, soll primär Geld einsparen und Geld verdienen. Wenn ich psychische Probleme habe, kriege ich keinen Psychotherapeuten mehr, sondern einen Chatbot, der im Betrieb viel günstiger ist. Und alle freuen sich…
Ein hochspannender Talk, den man hier in Teilen oder zur Gänze nachsehen und -hören kann.
Foto: Lea Blagojevic