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Cirque Noel: Ein Hirsch namens James

CIRQUE LE ROUX: “A Deer in the Headlights”

Es gibt Veranstaltungen in Graz und anderswo, da zögert das Publikum keine zehn Sekunden. Unmittelbar nach dem finalen Akt erheben sich so gut wie alle zu Standing Ovations. So auch am 3. Jänner im Grazer Orpheum, nachdem die Truppe des Cirque Le Roux zur Ruhe gekommen ist. Was war in den knapp 90 Minuten zuvor geschehen, um diesen Jubel zu rechtfertigen? So einiges…

Miss Betty ist bedauerlicherweise verstorben. Ihre drei Kinder bereiten sich auf das Begräbnis vor. Tochter Bea versucht zu weinen, die sehr unterschiedlichen Brüder Tibou und Roland streiten darum, wer mehr Karotten zum Abendessen bekommt. Und dann ist da James, der strahlende Held vom Broadway, der leider demnächst umkommen wird, wie er selbst erzählt. Als wäre das nicht schon Durcheinander genug, kommt dann in finstrer Nacht auch noch ein Verflossener von Nancy daher geschneit. Nur: Nancy ist bereits in den festen Händen von Roland.

Die zwei Artistinnen und die vier Artisten tanzen, springen, schweben, verbinden sich im Handstand und im Hand-to-hand. Sie agieren minutiös, mit wunderbarer Leichtigkeit in einem Spiel, das Theater, Akrobatik, Körpersprache, Liebe, Humor und Moral zu einem großen Ganzen macht.

Es ist de facto nicht die lineare Fortsetzung von “The Elephant in the Room“, dem ersten Stück des Cirque Noel in diesem Winter. “A Deer in the Headlights” beginnt zwar auch als Reminiszenz an das Kino und erzählt eine turbulente Familiengeschichte, doch das Szenario ist um einige Jahrzehnte fortgeschritten. Wir hören die Musik der 60er und 70er, wir erleben eine Bühne, die von Theaterzitaten über Rollschuh-Action bis zu Hochseilakten vieles kann und auch zeigen will, was sie alles kann. Neben den wunderbaren Akteurinnen und Akteuren gilt daher großes Lob und Applaus Charlotte Saliou für die Inszenierung, Alexandra Streliski für die mitreißende Musik, Pierre Berneron für das Licht und Jean-Marie Canoville für den Sound.

Es ist immer wieder aufs Neue erstaunlich, dass es im Cirque Nouveau niemals langweilig wird, dass gerade die Compagnien aus Frankreich und Kanada stets neue Wege finden, um ihre Kunst mitreißend ins Szene zu setzen. “A Deer in the Headlights”, das sind fast 90 Minuten voller magische Momente, die Sie bis zum 7. 1. erleben können.

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Noch zu sehen am 4. 1., 5. 1. und 6. 1. um 19.00 im Orpheum. Am 7. 1. Nachmittagsvorstellung um 15.00. Karten und Infos unter www.cirque-noel.at

Foto: © Cirque Noël Graz / Nikola Milatovic

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