Heimo Mürzl & Wolfgang Pollanz: „Zum Fressen gern. Eine tierische Anthologie“. Edition Kürbis 2023
Falls das Guinness Book of Records irgendwann die Kategorie „Herausgeber:in der meisten Anthologien“ einführt, ist Wolfgang Pollanz zumindest aus österreichischer Sicht ein heißer Kandidat. Er hat unter anderem Sammelbände über Autos, Band-T-Shirts, Film, Lärm, Sex und Begräbnismusik zusammengestellt. Und hatte daneben auch noch die Muße, jede Menge eigener Bücher zu schreiben. Vom hier oft besprochenen Label pumpkinrecords gar nicht zu reden. Für eigene Haustiere blieb da womöglich nur wenig Zeit. So genau wissen wir es nicht.
Die neue Textsammlung, die Pollanz erneut mit dem Grazer Popkultur-Experten Heimo Mürzl kompilierte, enthält nach bewährtem Muster Beiträge von Irene Diwiak und Cordula Simon, von Willi Hengstler und Andrea Stift-Laube, von Markus Mörth und Franz Reisecker. Der Austrofred ist natürlich auch wieder mit von der Partie. Es geht, sagt der Klappentext, um das Menschliche im Tier und das Tierische im Menschen. Um die Liebe zu Fisch und Vogel, Hund und Katz, aber auch um Problembären aller Gattungen.
Die Herangehensweise der Autorinnen und Autoren ist ausgesprochen divers, die Texte meist recht kurz – ein Appetithappen quasi. Willi Hengstler schimpft über die rauchende Mutter, es huschen Lizards durchs literarische Bild. Bei Irene Diwiak spricht ein verlassener Mann mit seinem Hund namens Mozart. Dominika Meindl nähert sich in einem der stärkeren Texte dem TV-tauglichen Gut Aiderbichl auf ironisch-verträumte Art. Andrea Stift-Laube verfasst ein Plädoyer für das Halten von Gänsen und Hühnern. Und dazu gibt es entzückende Tierfotos von Andrea Schlemmer und Songtexte von Ratrock Tot Sint Jans, Son of the Velvet Rat und TARE. Gabriel Schmidt lässt uns gegen Ende hin an der Gewöhnungsphase der Katze an das Klo nach der Methode von Charles Mingus teilhaben. Und zum Finale gibt es tierische Gedichte von Andreas Unterweger. Liest sich alles zusammengenommen wie eine Ansammlung von essayistischen bis literarischen Fingerübungen. Einen roten Faden wird man kaum finden, aber vielleicht ist das auch nicht der Sinn einer solchen Sammlung. Unterhaltsam ist es allemal, manches davon regt tatsächlich zum Nachdenken an. Und als Lektüre vor dem Schlafengehen sorgt das Buch womöglich sogar für manch animalischen Traum.
PS: Wir sind gespannt, welches Thema als nächstes anthologisiert wird. Gemüse in der Popmusik? Tattoos, die Liebesgeschichten erzählen? Die schönsten Kreisverkehre der Steiermark? Kernöl und Käferbohnen?
Am 26. 9. wird das Buch in der Landesbibliothek in Graz präsentiert. Am 28. 9. im Café Erdgeschoß in Wien. Infos unter www.kuerbis.at