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Tonträger des Sommers

DRYBA: Album VÖ 2. 8. 2023, Grazil Records

Die gute Nachricht aus Graz: Punk ist noch immer nicht tot. Oder Post-Punk, wenn euch das lieber ist. Da fährt ein Trio nämlich dryba. Über Crypto-Yuppies. Über die Liebe zum Beton, die Kampfzone Familie und den Spießertraum vom eigenen Garten. Über den Rechtsausleger Herbert und den ähnlich gestrickten Björn.

Josef (Voc., Bass), Podas (Git.) und Felix (Drums) hauen ordentlich rein und brettern mit 120 auf dem Skateboard durch die Doppelhaushälften-Siedlung. Dryba, gegründet im Februar 2022, präsentieren auf ihrem ersten Album soliden Krach und Zorn mit zarter Ironie, losgelöst vom musikalischen Zeitgeist. Retro? Eh, aber schon mit einem starken Haudrauf in Richtung 2023. Weil: F*ckt euch, ihr Crypto-Selfmademillionäre!

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ALPHA ROMEO: „Hunde am Meer“, Problembär Records, VÖ 16. 6. 2023

„Ich hab geträumt, ich war ein Hund. Ich war am Wiener Prater und saß hinter Rainhard Fendrich am Karussell. Mein Fell war salzig und ich folgte einer süßen Melodie. Sie erinnerte mich an irgendeine Bee Gees Nummer und lockte mich durch die warme Sommerluft. Dorthin, wo sonst die Donau liegt. Aber dort war gar keine Donau, sondern das große weite Meer. Aufgeregt fing ich an zu bellen und Michael Häupl antwortete: ‚Aloha!'“ – Sie merken schon: Alpha Romeo hat Humor. Und einen träumerischen Pop hat er auch. Also er – naja: Hinter dem Alpha und den Sommerreifen (früher waren es Winterreifen) stecken Andreas Mittermühlner, Daniela Czurda, Michael Gutenbrunner, Severin Jungwirth und Tamara Leichtfried. Wenn es noch wahr ist, denn die Website der Plattenfirma ist gerade nicht erreichbar und der Bandname für Internet-Recherchen eher so lala. Jedenfalls bietet das Album gleich 16 Songs und ist richtig richtig gut. Mitreißend. Gut getextet (Anspieltipp: „Mrs. Instagram“). Poppig mit Tiefgang.

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ANNA MABO: „Danke, gut“, VÖ 25. 8. 23, Bader Molden Recordings 

Anna Mabo stammt aus einer bekannten Künstler*innen-Familie, ist als Theaterregisseurin aufgefallen und hat heuer das Popfest Wien kuratiert. Ihre neue Platte beginnt mit einem freundlichen „Hallo“, führt uns Unterwasser, wo der kleine Matrose als nächstes wartet. „Danke, gut“ ist ein Pop-Album, das alles vereint, was gut und richtig ist. Treffsichere Texte, eine Stimme, die uns mitnimmt auf eine Reise durch die Phantasie, eine schöne Dosis Entrücktheit und immer wieder überraschende Wendungen. Ab 8. August tourt Anna Mabo durch die Lande und beginnt im Westen. So ist sie etwa im schönen Innervillgraten zu Gast, was ihr nicht versäumen solltet, wenn ihr in der Gegend seid. Ab Anfang September gibt es einige Chancen, sie in Wien zu erleben. Graz haben wir auf der Liste leider nicht gefunden.

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LAIN: „Unfolding“, City Drone Records 06/2023

Hinter Lain steht Daniel Mueller, der seit 2017 Kunst, Musik und beides zusammen macht. Nach dem Philosophie-Studium ging er erst mal in die Filmbranche und arbeitete bei Festvials. „Unfolding“ ist ein verträumtes Stück Art-Pop, die Stimme wie aus weiter Ferne, die Synthies begleiten uns durch die Hitze der Stadt. Man sollte sich aber vom Pop nicht täuschen lassen, Mueller hat durchaus eine Menge Düsterkeit in sein Debut-Album gepackt, wie auch aus einem Interview mit mica klar wird. Text ist wichtig für Lain, er wird aber immer angereichert mit einer Menge an Soundelementen, die man so noch nie gehört hat. In Summe haben wir hier ein sehr eigenständiges und detailreiches Stück heimischer Musik, dem ihr ein bisschen eurer Zeit gewähren solltet.

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MOLDEN & SEILER FEAT. DAS FRAUENORCHESTER: „De Zwidan Zwa“ Bader Molden Records, VÖ 15. 9. 2023

Gibt es irgendwen in diesem Land, der produktiver ist als Ernst Molden? Gerade erst erschienen die „möadanumman“ als Soundtrack zu einem Falter-Podcast rund um Monsieur Klenk. Auf den Bühnen tritt der Molden in verschiedensten Besetzungen auf, unter anderem mit dem Nino aus Wien und der großen Ursula Strauss. Und nun diese ungewöhnliche Kombi: Der Molden & der Seiler. Und dazu das wunderbare Trio Sibylle Kefer, Marlene Lacherstorfer und Maria Petrova aka Frauenorchester. Wie geht das bitte zusammen?

1a mit Sternderl. Der krachende Brachial-Schmäh des Herrn Seiler wird um mindestens eine Stufe reduziert, der Seelenschmerz und das Besingen gesellschaftlicher Devianzen aller Art geraten zu neuer gemeinsamer Tiefe. Das ist einer der Momente, wo man sich wünschen würde, dass der Danzer und der Ludwig Hirsch noch da wären. Weil denen würde dieses Album enorm gefallen, da sind wir sicher. Musikalisch ist das Wienerlied genauso dabei wie Blues und gut abgehangenes Liedgut aus verschiedensten Jahrzehnten. Eines der originellsten Werke des Herrn M. und das will bei dem Output was heißen. Live gibt es den Spaß am 12. 9
. in Baden, am 15. 9. im Stadtsaal in Wien, am 23. 9. in Oslip und am 18. 12. im Wiener Orpheum. Einen sehr österreichischen Hit haben Seiler und Molden mit im Gepäck: „I sauf“. Prost!

Foto: Daniela Matejschek

 

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