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Tonträger des Monats Februar 23 / Ö

Clara Luzia: “Howl at the Moon, Gaze at the Stars”, Asinella Records VÖ 27. 1. 2023

Clara Luzia muss man mögen, wenn nicht sogar lieben, wenn man einigermaßen guten Geschmack hat. Die Frau macht irgendwie immer alles auf stilvolle Art richtig, ob mit Band oder in diversen Kooperationen, ob live oder im Studio. Neuerdings auch immer öfter als Komponistin für Theater und Film.

Die Stimme klingt weniger rau als auf den letzten Alben und das ist in diesem Fall eine beruhigende Nachricht. Der Mond wird eher angesungen denn angeheult, Wolken ziehen vorüber und dann tauchen Gefühle auf, für die man keine Namen findet. Die Platte vereint rockige Sounds mit etwas, das man auf den ersten Blick für naiv halten könnte. Das in Wahrheit aber sagt: Ich hab das alles gesehen und ich reg mich nicht mehr auf. Es ist ein geradezu klassisches Clara-Luzia-Album. Falls ihr also aus unerfindlichen Gründen noch nichts von dieser Frau daheim habt, jetzt ist es wirklich an der Zeit…

Foto: Marylise Vigneau 

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Misty Moon: “Clouds”, EP Rauschgift Rosie Records VÖ 20. 1. 2023

Jetzt sind wir doch schon eine Zeitlang im “Geschäft” und werden doch immer wieder überrascht. Rauschgift Rosie Records haben wir zum Beispiel noch nie wirklich bewusst wahrgenommen. Obwohl sie mittlerweile auch hinter dem hier schon besprochenen Album von Christian Albrecht stehen. Sorry! RRR ist ein Kulturverein und Indielabel aus Graz. Und hier werden erfreulicherweise Musiker*innen gefördert, die noch nicht auf jeder Playlist stehen. Singer-Songwriterin Monika Steinbäck aka Misty Moon ist so jemand. Ihre Debüt-EP “Clouds” verbindet Pop mit Soul und Jazz-Anklängen, kombiniert Düsteres und Harmonisches. Ihre ersten Auftritte hatte Misty Moon auf der Straße und so was ist ja nicht die schlechteste Schule. Seit 2019 tritt sie auch in geschlossenen Räumen auf. Und mit der Platte im Rücken werden da heuer noch einige schöne Konzerte zusammengekommen, da sind wir sicher. Großartige Stimme, eine akustische Gitarre, unaufgeregte Songs, die sich Zeit lassen. Man kippt in die Platte rein und will gar nicht mehr raus. Nice, sehr nice!

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TARE: “Until our hearts burst carrying all this gold”, Pumpkin Records VÖ 01/2023

Klaus Wohlgemuth kennt man von den Fragments of an Empire, aber auch von der Tiger Family. Kurz gesagt: in der steirischen Indieszene im Bermudadreieck zwischen Graz, Gnas und Wies ist er gut verankert. Und TARE ist dann wohl sein Herzensprojekt, das er mit viel Konzentration verfolgt. Vor knapp 2 Jahren erschien das Debut „Fat Bird Don’t Fly“, ebenfalls auf Pumpkin. Damals schrieb der Haubentaucher: “Vor allem enthält die Platte gut abgehangenen, leicht angestaubten Rock, reduziert im Tempo, maximale Wirkung.Wie halt der übergewichtige Vogel nicht fliegt, so hebt auch dieses Album nicht ab, sondern legt sich erst mal gemütlich auf den Plattenteller. Wo man es dann aber gar nicht mehr gern wieder entfernt nach den 12 Songs.” Stimmt alles 2023 auch noch, ehrlich!

Die neue Platte, erhältlich unter anderem auf schönem dickem Vinyl, bespielt Wohlgemuth mit einer Reihe von befreundeten Musiker*innen – als da wären: Armin Poglitsch, Alex Connaughton, Bernd Heinrauch, Harald Hofmeister, Kurt Bauer an der Violine, Matthias Frey, Martin Čatta, Paul Pfleger, Ratrock Tot Sint Jans, Silvia Wohlgemuth und Yvonne Hofmeister.

Es ist eine Platte, die ihre eigenen Gesetze aufstellt. Die sich keinen Deut schert um das, was da draußen angesagt ist. Die sich in einer verspielten, düsteren Ecke des musikalischen Universums prächtig eingerichtet hat. Und die so ganz nebenbei wunderschön entspannt daherkommt. So dass man sie wieder äußerst ungern vom Plattenteller nimmt. Dürfen wir uns was wünschen? Einen Auftritt beim nächsten “Where Swallows fly backwards”? Und dann auch bitte eine Flasche Festivalbier.

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dog&SCHWOAZ: “I hob nur gschaut.” ShareMan 2023

Norbert Schermann aka dog&SCHWOAZ überlegte im Gefolge der Pandemie sehr ernsthaft, es einfach gut sein zu lassen mit dem Musikmachen. Der Entschluss war letztlich ein anderer: “I hob nur gschaut.” ist persönlicher, knüpft stärker an die eigene Bio an und verbindet sehr Wienerisches mit sehr Philosophischem. So sagt der Künstler auch selbst, dass er an Arendt, Wittgenstein oder Rilke anknüpfen möchte. Das ganze kommt in Gestalt eines Albums daher,
das die Akustikgitarre neben die Stimme ins Zentrum stellt. Keyboards und Bass kommen immer dann dazu, wenn es sinnvoll ist. Was ist das am Ende? Pop, sagt der Pressetext. Neues Wienerlied trifft es aber auch. Das klingt manchmal kuschelig rund, manchmal aber unrund und gegen den Strich gebürstet, wie es sich gehört für ein Wiener Konzeptalbum, das auch an Gerhard Rühm erinnern will. “I bin der Kaiser. Und die Gruft”. Live gibt es das vierte Album des Herrn Schermann am 17. 2. im @rhiz in 1080 Wien.

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