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Tonträger des Monats August / Ö

MOLDEN, STRAUSS, PIXNER, PETROVA, RANDI: “Oame Söö”, Bader Molden Recordings, VÖ 29. 7. 2022 

Der Wiener Singer-Songwriter Ernst Molden, die Schauspielerin und (oh ja!) Sängerin Ursula Strauss, der großartige Harmonika-Revolutionär Herbert Pixner, die elegante Schlagzeugerin Maria Petrova und „Teufels-Gitarrist“ Manuel Randi haben sich zusammengetan, um der Sagenwelt zu huldigen. Wobei die Texte bewusst viel offen lassen und mit rätselhaften Phänomenen, mit Geistern und anderen armen Teufeln spielen. Die Toten kehren wieder. Und der Rosengarten wird mit einem Fluch belegt. Manches klingt melancholisch, manches mysteriös. Der Molden bürgt eben für Qualität. Und Frau Strauss? Überrascht und überzeugt, auch uns, die wir bis jetzt nicht die allerallergrößten Fans waren. Es ist alles in allem ein Album, für die man sich ein besonders schönes Winkerl im Regal suchen sollte. Falls man die Scheibe überhaupt in nächster Zeit vom Plattenteller nehmen möchte.

Reinhören?

Live gibt es das ganze erst im nächsten Jahr:

14. 1. Schauspielhaus Graz
15. 1. Treibhaus Innsbruck
17. 1. Festwochen Gmunden
18. 1. Konzerthaus Wien
19. 1. Posthof Linz

BANANZ: “Philosophen im Saustall”, Rossori Music, VÖ 2.9.2022 

Der Bananz war 2014 hier bereits ein Thema. Wir kommentierten so: “Wie Ernst Molden plus Roland Neuwirth plus vielleicht auch Sigi Maron.” Und weil kaum jemand in diesem Land besser auf den Molden passt, kommt der Bananz gleich nach dem großen Meister – auch wenn bis zum Erscheinen der Schweine-Platte noch ein bisschen Zeit ist. Aber: Sie wird dann gleich Ende August in Wien (Karlsplatz) und Anfang September in Linz (Salonschiff Fräulein Florentine) vorgestellt, also könntet ihr euch schon mal geistig drauf vorbereiten.

Die Biographie des Bananz liest sich auszugsweise so: “…erste Begeisterungsmomente für den alten Ami Sound auf den Röhren-Gitarren. Die Schule bringt’s nicht. Prägende Jahre auf Baustellen und in diversen Arschbuden folgen, die schließlich den Nährboden für seine Charakterstudien bilden auf seinem Trip zum heiligen Gral. Er beginnt Lieder zu schreiben, boshafte Lieder, diese drängen sich förmlich auf. Er wünscht sich den maximalen Lokalkolorit, nicht den billigen Schwindel. Erforscht die österreichische DNA des Angefressenseins.”

Und weil er immer noch ein Hackler ist, aber eben auch ein scharfer Beobachter von Land und Leuten, singt er, begleitet von seiner Gitarre sowie Tuba, Posaune, Saxophon und Schlagzeug über den Tarzan, Probleme mit den Nachbarn, ein überraschendes Jobangebot und die neue Straße, die so schön kerzengerade ist. Und zum Schluss? Enden wir mit dem Bananz im Saustall. Soll uns nichts Schlimmeres passieren.

Live demnächst: Wien 31. 8. 22 und Linz 1. 9. 22.

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FREUD: “Talking Phrases”, Recordbag, VÖ: 12.08.22

Warum nicht einfach mal wieder ein bisschen Punk? Und warum nicht mit “Teenage Angst” ein Album eröffnen? Aus dem wirklich problematischen Alter sind Freud selbst als Band schon ein Zeiterl draußen, gegründet wurde die Partie im Wien des Jahres 2007. Ein paar Umbesetzungen später spielt man nach wie vor unbeirrt “POP`n`ROLL“. Und damit eine mal wilde, meistens sehr eingängige Mischung aus Pop, Punk, Wave und Electronic. Axel Pöhnl, Julia Irlvek, Vinzenz Schüller, Oliver Damms und Jürgen Welser haben in den vergangenen Jahren mit der Creme de la Creme des heimischen Indie-Wesens gespielt, haben zahlreiche Gigs im In- und Ausland bestritten und zwischendurch blieb auch noch Zeit, um die Hymne der Vienna zu komponieren. Die zehn Songs des neuen Albums wechseln zwischen den Zeiten und den Stilen, getragen wird das Ganze von so etwas wie überraschendem Optimismus. Da wird auch dem Gary-Numan-Klassiker “Are Friends Electric?” viel neues Leben eingehaucht. Höhepunkt ist aber: “Little Miss Sunthing”, potenzieller Indie-Radiohit Nr. 1. Eine Platte, mit der man bei vielen Gelegenheiten genau richtig liegt.

Live: 27.08.22 Gürtelnightwalk / Chelsea – Albumpräsentation

Foto: Stefan Nützel

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OEHL: “Keine Blumen”, VÖ 22. 8. 2022

Der äußerst talentierte Indie-Poet Ariel Oehl wurde schon bei seiner 2020er Debut-Platte von uns gelobt und das Urteil stimmt nach wie vor: …immer, wenn man denkt, jetzt hat man die Musik erfasst, kommt garantiert eine Wendung. Zauberhaft. Traumhaft. Märchenhaft.” Das neue Album setzt da fort, es ist versponnen und verträumt, poppig mit Neigung zum Refrain, immer geschmackvoll, nie peinsam. Und es hat den Tod eines nahen Angehörigen als thematischen Hintergrund genauso wie die zunehmende Zerstörung des Planeten. Abschiede und Ängste, das alles aber nicht mit dem Tonfall der Verzweiflung. Aber Schnittblumen? Braucht man nicht mehr mitzubringen. Eine Platte, die zum Besten gehört, das dieses Land in den vergangenen Jahren gehört hat. 14 Songs, die dir keine Ruhe mehr lassen werden.

Kein Minderheitenprogramm übrigens, wie ein exemplarischer Blick auf den Tourneeplan verrät: 21. August Hamburg, 29. September WUK Wien, 30. 9. Salzburg, dann Basel, Zürich, Dornbirn, St-. Pölten, Innsbruck und am 3. 11. Graz, 4. 11. Linz und dann weiter nach München, Leipzig, Berlin, Hamburg und Köln.  Wo immer Ihr auch zuhause seid:
Checkt euch Karten, kauft euch die Platte und abonniert den Newsletter des Herrn Oehl. 

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MACAQUE REVUE: “beyond infinity”, Rock is Hell (vinyl) / pumpkinrecords (CD, digital), VÖ 22. 7. 2022

Die unendliche Affen-Revue ist eine über die Jahre angewachsene Sammlung von Bernd Heinrauch und Andreas Heller (auch bekannt vom Reflector). Das Ergebnis: 13 Songs, teilweise von Catrin Manoli (aka Cooky) stimmlich in Szene gesetzt. Die Kollektion feiert den schillernden Disco-Pop mit jeder Menge Keyboard-Liebe, widmet sich dem Tod und endet mit einem Requiem. Klingt düster? Ja auch, vor allem aber ist das spannende wie entspannende Musik fürs Kopfkino. Für Sammler:innen und solche, die es noch werden wollen. Und für Fans der elektronischen Aufbruchstimmung Ende der 1980er/ Beginn der 1990er Jahre.

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