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Musik

Tonträger des Monats Feber


Bananz: “Kas gibts gnuag”, erschienen bei KORA 1303

Wie klingt Bananz? Wie Ernst Molden plus Roland Neuwirth plus vielleicht auch Sigi Maron plus ganz wichtig: Kein Wiener, sondern Linzer Zungenschlag. “Volksmusik” und “Weltmusik” nennt diese Summe der Pressetext, früher hätte man einfach und ohne Hintergedanken “Liedermacher” dazu gesagt. Der Mann, der sich hinter dem schönen Künstlernamen Bananz verbirgt, dechiffriert auf seiner CD die Werbesprache, die Parolen der allgegenwärtigen Sparpaketler, die diversen Alltagsjargons, zwischendurch ist er einfach nur poetisch, traurig, schelmisch und fast immer auch ein bisschen zornig. Minimalistisch begleitet von verschiedenen akustischen Gitarren entsteht ein zuweilen leicht holpriges, aber immer wundervolles Stück Musik. Alltagssoziologie über die kleinen Leute und die Großkopferten, über die Welt der Chefs und der Ausbildner im “Hotelgewerbe”. Kas gibts gnuag, aber das ist sicher keiner. www.bananz.com

Chris Eckman: Harney County, Glitterhouse 2013

Den Mann, der mit den Walkabouts und dem Duo Chris & Carla weltbekannt wurde, ohne je ein “Star” sein zu müssen, braucht man hier wohl nicht mehr näher vorzustellen. Die jüngste Tour durch Ostösterreich (Wien-Hartberg-Graz siehe weiter unten) war unter anderem dafür gedacht, die neue CD von Mr. Eckman vorzustellen, die man ohne Übertreibung als extrafein bezeichnen darf. Wenn der erste Song “Nothing left to hate” heißt, so weist dies schon eindeutig die Richtung. Staubtrockener Alternative-Folk mit Stimme, Gitarre und Bass findet sich auf Harney County. Die Texte behandeln einen Landstrich in Oregon, den man sich als Gegenstück zum sonnigen Lebensstil von Kalifornien und dem dicht bevölkerten New York vorstellen kann. Beschrieben hat diese Gegend der Autor William Kittredge in seinem Buch “Owning it all”. Chris Eckman ist bis heute fasziniert von der Landschaft, den Menschen und ihren seltsamen Geschichten  – und so wurde “Harney County” zu einem denkbar schönen musikalischen Denkmal. Herausragend unter all den Gänsehaut-Songs ist “Rock Springs” mit epischen 10 Minuten und 57 Sekunden, Pflicht-Platte. www.chriseckman.net

Andrea Schroeder: Where the wild oceans end, Glitterhouse 2014

Wow, diese Stimme! Dunkel und geheimnisvoll, mit charmantem Berliner Akzent im Englischen.  Natürlich ist da gleich wieder die Rede von Nico und Marlene Dietrich und – naja okay Zarah Leander hat bis jetzt keiner gesagt. In Wahrheit ist Andrea Schroeder aber näher dran an der Welt eines Nick Cave (schon der Albumtitel!), an der grandios-grantigen Polly Jean Harvey, an den Schwarzweiß-Filmen der 1920er Jahre (ihr Video zu Ghosts of Berlin ist ein Originaldokument von Walter Ruttmann), an David Lynch und durchaus auch ein wenig am Sound des oben erwähnten Chris Eckman, der diese Platte produzierte. Und wenn sich nun die deutsche und teilweise auch schon internationale Musikpresse in Ekstase schreibt, dann ist das nicht nur dem unbestreitbar großartigen Aussehen und dem Hype-Potenzial der Andrea Schroeder zuzuschreiben, sondern vor allem tatsächlich einem sehr sehr gelungenen Album, das Menschen mit Geschmack sich genau jetzt besorgen. Zum Beispiel auf Vinyl. www.andreaschroeder.com

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