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Musik Romane

Musikbuch des Monats Mai

Thomas Griessl: Heart of Gold, Milena Verlag 2022

„Ansonsten ist das Elternhaus kulturell unterversorgt, beinahe kunst- und musenbefreit. Wobei für Klaus´ Vater der Spielstand aus dem Stadion Körösistraße, von seinem im höchsten Maße geliebten Fußballklub, das Wichtigste ist.“ So schreibt Schriftsteller und Gestaltungspädagoge Thomas Griessl in seinem Coming-of-Age-Roman „Heart of Gold“ und lässt mit Textpassagen wie diesen einerseits mein (rotes) Fußballherz höherschlagen und gleichzeitig auch meine Jugenderinnerungen wieder aufleben.

Vielleicht kennt man den 1958 geborenen T. Griessl als Künstler von diversen Ausstellungen oder seinem Debütroman „Sehr geehrtes Fräulein Reli“ (2019). Diesmal bestreitet Griessl neue Wege und legt mit „Heart of Gold“ seinen gelungenen Folgeroman vor. Ähnlich wie ein musikalisches Konzeptalbum bezieht sich hier jedes Kapitel auf ein Lieblingslied des Autors. Mit diesem literarischen Konzept gelingt ihm ein Roman mit unzähligen Hits aus den Genres Rock, Blues und Liebesballade.

„Heart of Gold“ ist keine Autobiografie oder eine Abhandlung über den gleichnamigen Song (von Neil Young, Johnny Cash, Boney M. etc.) – es ist vielmehr eine Zeitreise zurück in die 1970er-Jahre, in die glorreiche Epoche von Donauland-Versandbestellungen, langer Haarpracht und Provinzjugend. Und damit noch nicht genug, spielt dieser Entwicklungsroman vorwiegend in der Südoststeiermark – Kino-, Konzert- und Lokalbesuche in Graz inklusive.

Zwischen jugendlichem Alltag und wehmütiger Pubertät rebelliert Klaus gegen konservative Erwachsene in der steirischen Heimatgemeinde. Bob Dylan, Patti Smith und David Bowie sind seine Vorbilder, LehrmeisterInnen und IdentitätsgeberInnen. Gleichzeitig ist deren Musik auch ein Rückzugsort auf seiner Suche nach Verständnis. Gekonnt und detailreich führt uns Thomas Griessl in die Facetten der Rock- und Folkmusik ein und überzeugt durch vielschichtige Erzählungen vom Wehrdienst, von Interrailreisen oder einem Sommer im Freibad. Verweise auf Veröffentlichungen, KünstlerInnen und Textpassagen sind gekonnt eingestreut. Wer dann auch noch Hermann Hesse („Demian“) zitiert, ist ein Kenner und meint es grundsätzlich nicht schlecht mit der Leserschaft.

In sprachlich kundigen Formulierungen lässt der Autor den halbwüchsigen Klaus zum jungen Erwachsenen heranreifen. Der Aufbau des Romans hat eine klare Struktur und steigert sich gekonnt wie ein guter Rocksong zum letzten Drittel hin – letztendlich zu einem echten Hit. Rock on, Klaus! Rock on …

Foto und Rezension: aL

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