MELODY’S ECHO CHAMBER: “Emotional Eternal”, Domino Records 29. 4. 2022
Melody Prochet lebt in einer Welt voller Pferde und Schafe. Nicht einmal ein Einhorn fiele hier sonderlich auf. Und sie lebt in einer Welt voller bunter Musik. So hört sich “Emotional Eternal” auch an, man vernimmt eine Citra, ein altes schwedisches Instrument, man lauscht der türkischen Saz, der schwedische Jazz-Schlagzeuger Moussa Fadera sorgt für eine zusätzliche multikulturelle Note. Über all dem aber schwebt himmlischer französischer Pop. Süß wie ein Eiswein. Aber eben nie platt wie das Zeug aus der Hitparade. Das mag damit zu tun haben, dass Melody Prochet in den vergangenen Jahren eben nicht nur am Ponyhof lebte, sondern auch einen schweren Unfall zu verarbeiten hatte und auch sonst nicht immer alles nach Plan lief. Die Tiefe, die Höhen: Ein erstaunliches Album!
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SUKI WATERHOUSE: „I Can’t Let Go”, Sub Pop Records CD/Vinyl VÖ 6. 5. 2o22
Die junge Frau könnte Dir bekannt vorkommen, selbst wenn Du Dich nicht für diese Art von Musik interessierst. Suki Waterhouse ist Schauspielerin und Model und als solches war sie auf dem Cover der Vogue, der Elle oder der Vanity Fair zu sehen. Die Liste an Filmen, in denen sie auftrat, ist beeindruckend. Und ihre Beziehung zu Robert Pattinson tat das ihre zu einer großen Dosis Fame.
Was das zur Sache tut? Nichts! Denn das Debut-Album steht ganz für sich selbst. “Bullshit on the Internet” ist nicht mehr als ein Song auf der Platte. Die britischen Medien scheinen sehr angetan, erste Vergleiche mit Lana Del Rey sind schon gedruckt bzw. online gestellt. Soweit würden wir noch nicht gehen, aber die Platte ist sauber produziert, hat zahlreiche sehr starke Momente und was da oder dort noch an Tiefgang fehlt, kriegt man sicher bald hin. Suki weiß schließlich, was gut ist. „I Can’t Let Go” wurde vom Grammy-nominierten Produzenten und Songwriter Brad Cook (Bon Iver, War On Drugs, Snail Mail, Waxahatchee) produziert. Die Singles, die sie seit etlichen Jahren veröffentlicht, wurden bereits millionenfach gestreamt. Wollt ihr auch?
Foto: Suki Waterhouse 2021/ © Dana Trippe
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TORO Y MOI: “Mahal”, Dead Oceans VÖ 29. 4. 2022
Toro y Moi aka Chaz Bear stammt aus South Carolina und lebt heute in der Bay Area. Seit fast 15 Jahren beschäftigt er sich mit Chillwave, einem schrägen Genre, das er mit kreischenden Gitarren, aber auch hypnotischen Beats bespielt. Neun Alben später haben wir mit dem Toro Tiefen und Untiefen wie Psych-Rock, Deep House oder UK-Hip Hop erforscht und sind verwirrt, aber begeistert. Die neue Platte wechselt zwischen runtergechilltem und hit-verdächtigem Stoff (“The Loop”) und schönen weirden Welten. Mal reinschmurchteln?
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HGich.T: “Omas Deep Thoughts”, Tapete Records VÖ 6. 5. 2022
Wem der Traurige Gärtner oder Cahz Bear noch zu wenig crazy erscheinen, der ist bei dieser Hamburger Techno-Partie (gegründet 1995!) genau an der richtigen Adresse. Das beginnt mit Blockflöte und einer Ode an das Valium. Affen spielen Fußball. Der Sohn von Heino wird besungen. Und am Ende gibt es Hühneralarm. Dada trifft Electro. Kunst trifft Wahnsinn. Aus dem Pressetext: “Mittlerweile umfasst das Kollektiv um Produzent DJ Hundefriedhof, Sänger Vhagvan Svami, Gitarrengott Dr. Geilser, Mofa-Fan Tutenchamun, Nora Hardstyle, Balmi, Sokofun, Dietrich „Opa 16“ Kuhlbrodt und Katze Cozy locker 30 Künstler:innen.” Soll live auch sehr schön sein. Steht in nächster Zeit allerdings nur in Deutschland an. Wir anderen müssen mit der grandiosen Retro-Website und dem neuen Album auskommen. Beides gibt es hier: www.hgicht.de