Helmut Scharner: „Mostbarone“. Gmeiner Verlag 2022
Dieses ist bereits der vierte Band von Helmut Scharners „Mostviertel“-Krimis und für Kenner*innen dieser Region geht es diesmal besonders spannend zu. Die „Mostbarone“ gibt es nämlich wirklich und mit ihren Produkten, ihren Höfen, ihren Insignien und auch ihrem gelebten Lobbying prägen sie die Szene wie anderswo namhafte Winzer*innen oder Seilbahnbetreiber*innen.
Aber – und darauf besteht der Autor – die nachfolgende Handlung ist natürlich fiktiv. Der Anführer der Mostbarone, der Primus, liegt nämlich erschlagen da. Tatwaffe: Eine Mostflasche eines Mitbewerbers. Aber: Der war es dann halt doch nicht. Eh klar. Während der Kriminalist Brandner sich auf die Suche nach einem oder einer Schuldigen macht, beschließt seine Frau mit den beiden Töchtern Urlaub im Mostviertel zu machen. Was am Ende zu einem hübschen Showdown führt.
Der Krimi ist dabei von der ersten bis zur letzten Seite spannend – und: mit 315 Seiten auch ziemlich „auserzählt“. Die Geschichte ist reich an Wendungen und wird den niederösterreichischen Tourismus freuen, kommen doch etliche Sehenswürdigkeiten wie zufällig vor.
Nachsichtig muss man hingegen sein, was die sprachliche Raffinesse angeht. Die Dialoge gehen ein wenig ins Hölzerne. Nicht selten denkt man sich beim Lesen: „Aber so redet doch in Österreich niemand“. Eine gute Idee hingegen sind die inneren Monologe der handelnden Personen. Und alles zusammengenommen ist das Buch unterhaltsam und bietet neue Perspektiven aufs Landleben. Mehr sollte man von einem heimischen Krimi abseits von Wolf Haas wahrscheinlich ohnehin nicht erwarten. Ein ideales Platzerl für das Buch wäre übrigens die Rezeption, das Nachtkastl oder die Bibliothek im Mostviertler Hotel. Kleiner Wink mit der Mostflasche.