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Musikbuch des Monats März

Eva Ries: “Wu-tang forever. Im engsten Kreis der größten Band der Welt”. Benevento Verlag, März 2022

Das Buch ist brandneu und erscheint offiziell am 17. März. Wie ihr auf dem Foto aber erkennen könnt, haben wir es bereits intensiv studiert. Gewisse Abnützungserscheinungen sind unvermeidbar, wenn einen ein Werk so fesselt. Der prachtvolle Band ist nämlich aus unserer Sicht das Highlight der Saison. Sind wir auch schon angesteckt von der Sucht nach Superlativen? Egal!

Auch wenn der “Clan” wahrscheinlich nicht die “größte Band der Welt” ist, die Gruppe rund um die wahnsinnigen Rap-Genies RZA, GZA, ODB, Method Man, Raekwon, U-God, Ghostface Killah, Inspectah Deck und Masta Killa war enorm prägend für die Rap-Szene – und obwohl wir kaum ein Wort verstanden haben, auch für unsere eigene Jugend. Deshalb die CD neben dem Buch auf dem Foto, die stammt aus unserer Sammlung und wird bis heute heiß verehrt.

Das Erstaunliche an diesem Buch ist einerseits, wie viel man noch über eine Band erfahren kann, die man eigentlich zu kennen glaubte. Und andererseits haben wir bisher nie so ganz gecheckt, wer auch (und vielleicht sogar vor allem) hinter dem zeitweise riesigen Erfolg des Clans stand. Nein, kein sinistrer Star-Produzent aus der Bronx. Sondern eine wohlerzogene deutsche PR-Managerin mit wenig Rap-Kenntnissen und jeder Menge Vorbehalte. Das Werk ist denn auch eine Mischung aus Ries-Autobiographie und Wu-Tang-Biographie. Es kommt mit reichlich dick aufgetragenen Geschichten von Eva Ries daher. So wird etwa eine zerstörte Garderobe von Nirvana bereits zum ultimativen Kräftemessen hochstilisiert. Am besten man liest da einfach locker drüber und taucht dann wieder ein in eine faszinierende Welt, die heute so nicht mehr existiert. Geldgierige Plattenbosse und Hip-Hop-Artists, die direkt aus dem Knast kommen, mag es weiterhin geben. Aber beide spielen nicht mehr die Rolle, die sie in den 1990ern innehatten. Das musste letztlich sogar das FBI begreifen…

Eva Ries, die Deutsche in NY und L.A., gibt uns Einblicke in die “Vermarktungsstrategie” des Clans, in die Schwierigkeiten, den wilden Haufen zu einem der so notwendigen Fotoshootings zu versammeln, in die Überlegungen, eine Marke zu kreieren, die letztlich auch in Europa super funktionierte. Auch wenn – oder gerade weil – die Realität in der Vorstadt von Düsseldorf wohl eine gänzlich andere war als die in Staten Island.

Ries lässt uns Anteil nehmen an der Konfrontation mit der Polizei, an aufregenden Momenten in der Musikindustrie, an Skandalen und Skandälchen rund um das chaotische Kollektiv, an Songs, die Geschichte schrieben. Fest steht nämlich eines: “Enter the Wu-Tang (36 Chambers)” zählt zu den fettesten Debut-Alben einer Band in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wer es nicht in irgendeiner Form zuhause hat, sollte sich das Teil dringend besorgen.

Und genauso empfohlen ist das Buch. Es ist Popkultur pur. Es ist spannend und wunderschön gestaltet. Es ist geheimnisvoll, stylish, düster. In der Aufmachung kann sich das wohl auch nur ein Verlag mit Red-Bull-Background ohne Bedenken leisten.

 

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