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Buch des Monats Romane

Roman des Monats Mai

Emil Bobi: „ABARA DA KABAR – Die Rückreise“, Anton Pustet Verlag 2021

„Es gab nicht siebentausend Sprachen, sondern acht Milliarden“ – so Emil Bobi in seinem Roman mit dem Titel „ABARA DA KABAR – Die Rückreise“. Er präsentiert eine Art Reisebericht zum Ursprung der Sprachen, der zwischenzeitlich in eine Familiengeschichte und eine Abhandlung über Journalismus abzweigt und letztendlich in einer Art Schnitzeljagd in Marokko endet. Bobi legt eine sprachliche Zerreißprobe zwischen Gesellschafts- und Kommunikationskritik vor.

Der langjährige Chefreporter des Nachrichtenmagazins profil lebt in Wien respektive in der Südsteiermark und hat schon viele Kriegsschauplätze bereist. Seine Erfahrung und sein Gespür für das Schreiben sind in seinen Texten und Büchern wie Die Schattenstadt (2014) deutlich erkennbar. Mit „ABARA DA KABAR“ balanciert er sprachlich einfallsreich und versiert und transportiert interessante Gedanken über die Notlage der Kommunikation, über die Frage, warum Sprache eigentlich nicht funktioniert.

Der Journalist Franz Ignaz Baumhackl beginnt zu recherchieren, warum Sprache defekt ist und die Ursache für Streit, Gewalt und Krieg sein soll. Gemeinsam mit der Sprachspezialistin Michaela Halbmond verfolgt er interessante Theorien und Fragestellungen im unergründlichen Spektrum der Sprachphilosophie. Weitere textliche Ausflüge in die Welt der Sprachmystik und -wissenschaft bestätigen dieses literarische Wagnis. Schließlich scheint nur noch die Flucht nach Marokko die Lösung zu sein, um außersprachliche Klarheit in den Urlauten der Tierwelt zu finden.

„ABARA DA KABAR“ orientiert sich an den Stärken von Emil Bobi: Er ist ein motivierter Erzähler; das vorliegende Werk ist mutig, versiert und entschlossen. Die 365-seitige Erzählung ist allerdings auch herausfordernd, streckenweise etwas langatmig und verwirrend. Keine leichte Kost und nicht unbedingt als Gute-Nacht-Lektüre geeignet. Für LeserInnen und FreundInnen, die Marathonsätze mögen und gerne Bücher von Christian Kracht (Die Toten, Eurotrash) oder Jakob Nolte (Schreckliche Gewalten) lesen, ist dieses Buch aber wohl eine besondere Lektüre.

Text und Bild: aL

 

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