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Tonträger des Monats April 2021 / INT

NOGA EREZ: “Kids”, City Slang VÖ: 26. 3. 2021

Die Musikerin aus Israel ist ungefähr die coolste Person auf diesem Planeten. Und deswegen hat sie auch die coolste Platte gemacht, die momentan vorstellbar ist. Klingt das übertrieben? Dann lest euch mal durch, was die anderen Medien so schreiben. “Platte der Woche der Welt” (SZ) ist auch nicht ohne, stimmt aber. Noga Erez mischt mit einer Lässigkeit Rap und Pop, Themen mit Gewicht prallen auf Rhythmen, die dich nicht mehr still sitzen lassen. “Kids ist politisch, weil heute eh alles politisch ist, auch die Entscheidung, sich nicht einmischen zu wollen”, sagt Noga Erez. Trotzdem ist die neue Scheibe mehr auf das Detail gerichtet, auf das Leben in Zeiten wie diesen. Ihr Partner Ori Rousso hat da auch einiges beigetragen zu einem Sound, der die halbe Musikgeschichte zitiert – von den Gorillaz bis zu Latin, von niedergekifftem Rap bis zu hochgepitchtem Girl-Pop. Prädikat: Das musst du haben!

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FLOCK OF DIMES: “Head of Roses”, Sub Pop VÖ: 2. 4. 2021

Und gleich noch eine starke und ungewöhnliche Musikerin. Flock of Dimes heißt auf bürgerlich Jenn Wasner, kommt aus Baltimore und man könnte sie von Bon Iver kennen oder vom Duo Wye Oak. Dieses ist ihr zweites Solo-Album und es passt einerseits gut zum großen Sub-Pop-Erbe, weil es knarzt und gitarrenrockt, andererseits ist es vor allem Indie-Pop. “Ausladend”, sagt die geschätzte Eva Umbauer in ihrer sehr umfangreichen Besprechung darüber und sie meint das keineswegs negativ. Jenn Wasner kann prachtvolle Texte schreiben, hat eine variantenreiche Stimme, die Gitarre hat sie von der Pieke auf gelernt, die Drums erst während der Pandemie und die Platte fällt so schön zwischen alle Sesselchen im musikalischen Reigen des Frühjahrs 2021. Sch… sich nichts, macht ihr Ding, ist dann poetisch, wenn sie Lust hat, und macht dann Noise, wenn es Zeit dafür ist. Eine letztlich unaufgeregte Sache, die eure Aufmerksamkeit verdient hat.

Foto: Graham Tolbert

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DEMI LOVATO: “Dancing With The Devil…The Art Of Starting Over”, UMI Island Records VÖ 2. 4. 2021

Ein bisschen Mainstream gefällig? Demi Lovato feiert Ostern heuer mit dem Teufel, aber sie meint es natürlich nicht so. Oder vielleicht doch? Es ist dies das 7. Studioalbum und es wurde einiges Getöse drum gemacht, das nicht ganz unberechtigt ist. Es geht ihr um eine Neuorientierung, um “Heilung” sagt der Pressetext. Das ganze schaut erst mal nach Baum-Umarmungen und Atemübungen aus. Aber so lustig ist das gar nicht, denn sie bezieht sich mit dem Höllentrip und dem steinigen Weg retour auf eine Überdosis, die sie 2018 fast ins Nirvana bugsiert hätte. Superstar sein ist auch nicht easy, das haben wir schon bei anderen tragischen Pop-Größen gesehen.

Anhören tut sich die Platte nach einer gewaltigen Dosis Gospel und souligem Pop, aber auch nach Disney-Film für die ganze Familie, nach Musical und nach einer dezenten Konzertlocation für 200.000 Leute. Und ganz selten sogar nach Autodrom am Samstag Nachmittag. Für unsere europäischen Indie-Öhrchen also stellenweise eine Spur sehr viel Pathos, aber man kann nicht sagen, dass es nicht “grande” klingt. Ja, Ariana ist auch dabei. Und Sam Fischer. Und Noah Cyrus.

Marketing ist im Preis inkludiert. Zum Album gibt es eine Dokureihe über Lovato auf Youtube. Bei Bidens Amtseinführung war sie dabei. Tja und jetzt ist sie auf dem Haubentaucher. Und ganz ehrlich: Die Platte ist super. Und die 19 (!) Songs reichen dann auch für die post-österliche Lockdown-Zeit.

 

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