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Bilderbuch des Monats

Peter Payer / Christopher Mavric: “Stille Stadt. Wien und die Corona-Krise”, Falter Verlag 2021

Derzeit sieht man in den (sozialen) Medien ja primär Bilder überfüllter Plätze und Parks. Beim ersten “Lockdown” war das noch ganz anders, wie der Stadtforscher Peter Payer und der Fotograf Christopher Mavric zeigen. Ausgehend von einem Foto der menschenleeren Stadt entwickelte sich eine Serie, die Woche für Woche im Falter abgedruckt wurde.

Der verlassene Prater, die fast völlig leere Südost-Tangente, vereinzelte Menschen mit Masken, das Buch zeigt Wien von einer neuen Seite. Wobei: Die Stärke von Mavric war es immer schon, das Stadtleben anhand der Bewohner*innen zu dokumentieren und das gelingt auch hier in der reduzierten Form. So sagt das Bild aus der Kärntnerstraße mit den gerade wieder geöffneten Shops, der gestylten Passantin und dem Hündchen im Auto viel mehr als tausend Worte es könnten. Die Demos, die Aktivitäten im Freien, so still ist und war Wien gar nicht.

Und dann kam der Terror über die Innenstadt. Am Abend des 2. 11., knapp bevor ein neuerlicher “Lockdown” in Kraft tritt, schießt ein Attentäter wild um sich, verletzt und tötet unschuldige Menschen. Die Szenen, die Mavric in den Tagen danach einfängt, zählen zu den stärksten, die man 2020 gesehen hat. Und dann wird das öffentliche Leben wieder gedrosselt, die FFP2-Masken erobern das Stadtbild. Vereinzelt feiern Menschen Silvester. Das erste Jahr der Pandemie endet und damit auch das Buch. Es ist dies nicht nur eine Sammlung von Momentaufnahmen, sondern eine Dokumentation, die Bestand haben wird. Hoffentlich werden wir bald andere Zeiten erleben, uns wieder frei bewegen können. Und dieses Buch zur Hand nehmen, um zu sehen, wie es damals war als nichts mehr war wie zuvor…

 

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