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Krimi des Monats

Bastian Zach: “Donaumelodien – Praterblut”, Gmeiner 2020

Der gebürtige Steirer Bastian Zach lebt seit vielen Jahren in Wien und ist offenkundig speziell von der morbiden Historie der Stadt beeindruckt. So entstand ein historischer Krimi, der im Jahr 1876 spielt. Der Plot beginnt dennoch wie bei einem Tatort. Gleich einmal mit einer Leiche.

Hieronymus Holstein, von Beruf “Geisterfotograf” erwacht schwer verkatert. Kaum hat er sich einigermaßen orientiert, entdeckt er eine zerstückelte nackte Frau. Und gleich darauf rückt die Polizei an. Holstein flieht zu seinem Freund, dem “buckligen Franz”. Seine Mission auf den folgenden knapp 220 Seiten: Den Mord aufzuklären, seine Unschuld zu beweisen. Das führt die Leserschaft in den schummrigen Teil des Praters, aber auch zum “zwielichtigen” Spittelberg. Jede Menge weibliches Personal tritt auf und bald wieder ab. Die Tote, das wird bald klar, war die Tochter eines wahren Prater-Königs. Und dieser fischt sich Holstein in etwa zur Mitte des Buches, um der Sache auf den Grund zu gehen. Holstein schwört seine Unschuld und bekommt sieben Tage Zeit, um den Todesfall aufzuklären. Sonst…

Mangelnde Recherche kann man weder dem Protagonisten nachsagen, noch dem Autor Bastian Zach. Sowohl die genannten Lokalitäten als auch das bestellte Bier waren für diese Zeit typisch. Die Schauplätze werden eindrücklich beschrieben. Auch die Sprache, der Stil, all das ergibt ein schlüssiges Bild. Vor der Leserschaft entsteht ein geruchsintensives turbulentes Wien, das voller Laster und Abgründe ist.

Die Geschichte endet dann mit einem hübschen Showdown, der allerdings so viel offen lässt, dass der Krimi eine Fortsetzung bekommt. Diese ist für den Herbst angekündigt. Krimifans mit einem Faible für Historie sind hier genau richtig.

 

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