Kategorien
Sachbücher

Reisebuch des Monats

Patrick Bambach: “Per Anhalter durch den nahen Osten. 16.000 Kilometer vom Sauerland über den Iran bis nach Tel Aviv”, Eden Books 2020

 

Das Buch wurde heuer schon so ausgiebig gelobt, dass wir es einfach bestellen mussten. Und? Wirklich eine spektakuläre Idee, ziemlich mutig, mehr oder minder alleine durch Weltgegenden zu trampen, in denen Autostoppen zuweilen eine andere Bedeutung hat als bei uns. So wild geht es aber eigentlich oft gar nicht zu, das ist die beruhigende Lektion aus dem Buch. Es wird getrunken, diskutiert und ständig badet der Autor in Gastfreundschaft.

Wie schon der Klappentext hervorhebt, greift Bambach bei all dem zu einer zarten selbstironischen Note, die grundsätzlich wohltuend ist, wenn auch manchmal etwas zuviel des Guten. Es gibt allerdings zwei Nachteile an der Geschichte. Erstens erlebt der studierte Raumfahrttechniker manchmal erstaunlich wenig oder nimmt sich vielleicht auch einfach nur zu wenig Zeit für Entdeckungen. Georgien etwa, da hätten wir uns echt mehr erhofft.

Der Deutsche im Autor kommandiert ihn unermüdlich weiter. Der Plan muss erfüllt werden, hopp hopp. Und diese Gründlichkeit ist auch das, was in einem zweiten Punkt nervt. Nämlich in diesem: Er hat sich vorgenommen, nie für eine Fahrt zu bezahlen. Das aber ist nun einmal in manchen Ländern und in manchen Situationen einfach nur unmöglich – im doppelten Wortsinn. Egal Mensch, wir ziehen das durch! Gelingt am Ende eh nicht (Stichwort “Plane of Shame”), aber warum überhaupt die Verbissenheit?

Genug gejammert, Bambach ist ein guter bis sehr guter Storyteller, das beginnt schon damit, dass er bei einer seiner ersten Fahrten mit einer Kalaschnikow hinter dem Fahrersitz konfrontiert wird. Er versteht es vor allem auch, seine Erfahrungen prägnant auf den Punkt zu bringen. Zugegeben: Auf Couchsurfing-Spezialist Stephan Orth oder Großmeister wie Helge Timmerberg fehlt da schon noch einiges. Aber das Buch ist trotzdem genau das richtige für Leute, die Reisen nicht nur mit dem Wörthersee, Ischgl oder Ischl verbinden, sondern mit überraschenden Abenteuern, Begegnungen mit fremden und manchmal auch sehr andersdenkenden Menschen. In diesem Sinne: Daumen hoch!

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert