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Leben mit dem Virus. Teil 1: Tel Aviv

Das Corona-Virus hat die Welt in weiten Teilen lahm gelegt. Wir wollen  zeigen, was abseits der medialen Schlagzeilen vor sich geht. Mit einer Serie, die über die Grenzen blickt. Der Haubentaucher hat eine Leserin aus Georgien, einen Leser aus Israel und einen aus der Schweiz gebeten, Bilder aus ihrem Alltag zu machen (mindestens eines vom eigenen Fenster aus) und uns kurze Berichte zu schicken. Teil 1 führt uns nach Israel…

Tel Aviv. Hier hat man recht früh auf Meldungen aus der Welt und aus Europa reagiert, Einreiseverbote und strikte Quarantäneregeln ausgesprochen. Neben den Herausforderungen mit COVID durchläuft das Land derzeit auch eine tiefe politische Krise. Netanyahu stilisierte sich nach den Wahlen (Anfang März) zum „Coronavirus Zaren“ sowie zum nationalen Sprecher. An seiner Seite steht ein ultraorthodoxer Gesundheitsminister, welcher rituelle Waschungen (Mikwe) und andere religiöse Praxen über das Gesundheitsinteresse der Bevölkerung stellt.

So konsequent man anfangs Maßnahmen etabliert hat, so zögerlicher wurden diese verhängt, als es bald auch um Beschränkungen des religiösen Lebens ging. Die Armee hat Reservisten beordert, vor allem, um medizinische Institutionen zu unterstützen sowie ihre Kampfverbände isoliert – für den Fall der Fälle.

Leben in Israel, März 2020
Tel Aviv, ©bomberclad

In diesem Spannungsverhältnis von mosaischem und säkularem Leben, wie konkreten Sicherheitsbedenken fristen die Israelis recht gefasst ihre Quarantäne, stellen sich vor Supermärkten an, bestellen Online ihr Essen oder liegen am Strand, obwohl sie nicht sollten. Man ist einiges gewohnt hier: Raketen, Messerattacken und explodierende Busse. Ein Volk mit hoher Resilienz, wenig Disziplin und einem Lebensgrundsatz wie HaKol BeSeder (alles wird gut) erschüttert der Virus (noch) nicht.

Text und Fotos: @bomberclad

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