Peter S. Gnaiger: “Teufelsküche”, Wieser Verlag 2019
Ob eine Aneinanderreihung von Zeitungskolumnen schon ein gutes Buch ergibt? Darüber könnte man streiten – genauso wie über die Frage, was denn nun wirklich gutes Essen ist. Der (Gastro-)Redakteur der Salzburger Nachrichten, Peter S. Gnaiger, legt jedenfalls mit der “Teufelsküche” eine Sammlung an Beiträgen vor, die sich in ihrer Summe wie ein Plädoyer für klassische Kochkunst lesen. Er lehnt die ohnehin schon weitgehend verblichene Molekularküche ebenso vehement ab wie Superpower-Mikrowellenherde für Profiköche und er prangert mit viel Expertise und guten Argumenten die Auswüchse der Hauben- und Sternebewertungen an. Auch der eine oder andere omnipräsente “Fernsehkoch” und natürlich die Foodblogger/innen bekommen da ihr Fett ab.
Die “Teufelsküche” ist brandaktuell, selbst Kickls entlassene Polizeipferde, idealerweise verkocht als “Ibizaner”, finden bereits Erwähnung. Zwischen mehr oder weniger gelungenen Wortwitzen wie diesem blitzen äußerst gescheite Bemerkungen über das Gastro-Business und die Nahrungsmittelindustrie auf. Das alles freilich vorgetragen in einem Tonfall, der auf Dauer schon etwas sehr “retro”, zuweilen auch gar pummelwitzig, daherkommt. Die Vorzüge aber überwiegen – vorausgesetzt man hat als SN-Abonennt/in nicht bereits alle Kolumnen irgendwann verschlungen.
Gnaiger, der schon mit dem Buch “In die Suppe gespuckt” einen wichtigen Beitrag zur heimischen Restaurantkritik ablieferte, unterhält mit seinen kurzen Geschichten – und noch wichtiger: es gelingt ihm, das eine oder andere aufzuklären – etwa die Sache mit der streichweichen Butter. Besonders schön ist der Einstieg (“Gruß aus der Küche”) und die Geschichte am Ende (“Der Urknall der Gourmetkritik”). Noch ein bisschen mehr von diesem Storytelling wünschen wir uns dann im nächsten Buch.