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Musik

Tonträger des Monats September / INT

Wiljalba: „Lost Valley“, CD/Vinyl/Digital Waterfall Records, August 2018

Kommt aus Berlin, ist aber sicher nicht hip. Wiljalba heißt bürgerlich David Frikell, sein Künstlername ist eine Hommage an einen Vorfahren, der als Illusionist und Magier weltberühmt war. Mit seinem neuseeländischen Freund Jamie Collier und zuweilen dem einen oder anderen Gastmusiker taucht Wiljalba tief in die Folk-Country-Blues Szene ein. Banjo. Mandoline. Maultrommel. Ehrlich!

Und das Schöne daran: Die Platte ist in jeder Sekunde glaubwürdig, überzeugend und auf sehr dezente Art mitreißend. War der Urahn bekannt für seine Täuschungen, macht David Frikell, der manchmal auch mit seiner Mama auftritt, also das genaue Gegenteil. Auch wenn Wiljalba zuvor schon mit 2 EPs in Fachkreisen aufgefallen ist: Für uns eine der Neuentdeckungen des Quartals.

Prädikat: Anhören! Alle. Sofort.

Pram: „Across the Meridian“, Domino Records, Juli 2018

Das hat jetzt ein bisschen gedauert, bis die neue Platte der exzentrischen englischen Band es auch auf dieses Portal geschafft hat. Aber eilig muss man es eh nicht haben. Pram haben schließlich auch seit 2007 kein Album mehr gemacht, setzen aber mit diesem ihrem zehnten fast nahtlos dort fort, wo sie aufgehört haben.

Eine wunderliche Welt voller filmusikalischer Schnipsel, Jazz, Pop, Electro wird da zusammen gezimmert. David Lynch, schau oba! Begann man einst ausschließlich mit menschlichen Stimmen zu musizieren, so entstand im Laufe der Jahre ein instrumentaler Kosmos, in dem die Vocals nur mehr ein Element unter vielen sind.

Lange waren sie weg, doch irgendwie kommt diese Band, die auf Facebook gerade mal 1.500 Fans verzeichnet, genau zum richtigen Zeitpunkt wieder. Coole Scheibe!

Tirzah: „Devotion“, Domino Records, August 2018

Noch mal England, noch mal das selbe Label, aber sehr anderes Setting. Tirzah ist eine der wahrscheinlich spannendsten britischen Nachwuchshoffnungen. Tolle Stimme, sehr gutes Netzwerk, starkes Gefühl für Sound und eine kräftige Portion Coolness sorgen für eine erste heftigere Hype-Welle. Tirzah, selbst bereits junge Mutter, orientiert sich interessanterweise stark an männlichen Soul-Sängern und nennt speziell Al Green als Idol. Das mit der Nachwuchshoffnung ist übrigens sehr relativ, bereits 2014 gab es erste Anzeichen für eine Karriere, doch Tirzah hat es nicht eilig im Leben und in der Musik. „I’m a big daydreamer“, sagte sie in einem Interview. „Devotion“ handelt von Liebe und Leidenschaft, speziell der Titeltrack überzeugt von der ersten Sekunde an. Da hat auch der bereits sehr hoch gehandelte Cobey Sey seine Vocals im Spiel. Und die blitzsaubere Produktion von Micachu und Kwes tut das ihre. Muss eigentlich ganz groß werden, das Ding.


The Fur Coats: „Mirror Gazing“ EP Juli 2018

Naja und dann war da natürlich noch Portland, Oregon. Die Fur Coats sind ein Sextett aus der heimlichen US-Indie-Hauptstadt, bestens vernetzt und musikalisch spannend unterwegs im weiten Land zwischen Garage-Rock, Funk/Soul und dem einen oder anderen Stück Pop. Die EP vereint sogar acht Musiker rund um Chris Karl Hoganson und Betty Downey. Die kleine Scheibe versteht sich als Compilation von neuem Material und sie hat sogar eine Botschaft: „It’s intention is to help shift our collective perspective to first seeing the positive“. Na, das ist doch mal eine erfreuliche Ansage. Live gibt es das ganze ab 18. 9. zuerst in Germany, ab Anfang Oktober besucht man auch Österreich, macht um Graz allerdings einen Bogen. Schöne Sache – und sicher erst der Anfang.

Sa 6.10. Röda | Steyr
Di 9.10. Fluc | Wien
Mi 10.10. Lendhafen Cafe | Klagenfurt

Und hier gibt es eines von drei neuen und sehr hübschen Videos zu sehen:



Mimicking Birds: „Layers of Us“, Glacial Pace Recordings, August 2018

Auch die Mimicking Birds kommen aus Portland, sind in ihrer Entwicklung allerdings schon einen Schritt weiter. „Layers of US“ ist Album Nr. 3. Pünktlich alle vier Jahre wird ein Longplayer veröffentlicht. Kooperiert hat man diesmal mit Jeremy Sherrer, den man von Modest Mouse, den Dandy Warhols und The Shins kennt. Als Genre geben die Birds auf ihrer Facebook Fanpage „Music“ an, als Einflüsse „look around“. Das lässt vieles offen und so ist auch das Album nicht einfach zu beschreiben. Verträumt? Verspielt? Von zartem Pop geht die Platte dann immer weiter in Richtung komplexere Sounds. Vielleicht hilft auch hier ein kleines Video, um sich selbst ein Bild zu machen. Empfehlung für alle, die noch Wert auf einen eigenen Musikgeschmack legen. Derzeit touren die Birds ausgiebigst durch die USA, die Hoffnung lebt, dass sie im Spätherbst oder Winter zu uns fliegen.

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