Die Benzinbrüder vom Wirtschaftsbund Grazer Innenstadt
Das Grazer Zentrum ist bedroht und niemand unternimmt etwas! Die Gefahr geht allerdings nicht vom internationalen Terrorismus aus, von der Globalisierung, der Wirtschaftskrise, Trump, Putin oder von den Einkaufszentren auf der grünen Wiese, sondern: Von schwer bewaffneten Verbrechern auf zwei Rädern, den Kampf-Radlern.
Zwar wird in der Unfallstatistik das Auto immer noch als gefährlicher eingestuft, aber das ist sicher nur ein Irrtum. Wie gut, dass es eine Organisation gibt, die – vor allem auf Facebook – für Ruhe und Ordnung sorgen will. Der Wirtschaftsbund Grazer Innenstadt kämpft heroisch gegen parkende Radler und fordert eine Kennzeichenpflicht für diese Risikogruppe. Wer auch immer für die an sich mickrige Facebook-Seite verantwortlich ist, er oder sie hatte in letzter Zeit genug zu tun.
Durch ein Posting, das an Schärfe wenig zu wünschen übrig ließ, wurden Diskussionen ausgelöst, die interessanterweise auf Seiten der Pro-Rad-Fraktion deutlich seriöser geführt wurden als durch die Redaktion der wütenden und auf grammatikalische Feinheiten jeder Art pfeifenden Ökonomie-Lobby. Meist gelesenes Argument: Es gibt einfach viel zu wenig Abstellplätze. Dabei sind die meisten, die das Rad benutzen, ja entweder der Kundschaft oder der Belegschaft zuzurechnen. Und so müsste es doch eigentlich auch im Interesse des Wirtschaftsbundes sein, dass… – falsch gedacht.
Nach zwei Tagen Aufruhr dann der nächste seltsame Schritt: Das Posting wurde gelöscht, seitdem ist die Seite wieder frei von Debatten aller Art. Da der Haubentaucher aber rechtzeitig informiert wurde, haben wir ein paar Screenshots gemacht, die wir der Leserschaft nicht vorenthalten wollen. Die Namen der User wurden dabei unkenntlich gemacht.
PS: Wir mögen es auch nicht, wenn Radler/innen am Gehsteig unterwegs sind oder bei Rot über die Ampel fahren. Ein Idiot ist immer ein Idiot, egal, welches Verkehrsmittel er benutzt. Die allermeisten Radfahrer/innen halten wir allerdings für vernünftige Menschen. Das beweisen sie allein schon dadurch, dass sie eben nicht stur mit dem Auto ins Zentrum brettern.
PPS: In der Wochenzeitung „Die Zeit“ kürzlich gelesen: Die Bürgermeisterin von Madrid schränkt den PKW-Verkehr ein und fördert das Zufußgehen. Fahren Sie bloß nicht in die spanische Hauptstadt, liebe Wirtschaftsbündler, ganz schlecht für die Nerven!