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Erzählungen des Monats Mai

Wolfgang Pollanz: “Einsamkeit hat viele Namen”. Keiper Verlag 2018

Einsamkeit hat viele Namen, die Helden der acht Geschichten von Wolfgang Pollanz freilich haben keine. Keine Namen, die schwarz auf weiß zu lesen wären, bis auf Fred mit dem kaputten Knie, aber auch der heißt eigentlich nicht Fred. Alle anderen werden sowieso schlicht “er” genannt und sind doch bei allen Ähnlichkeiten untereinander sehr verschieden.

Der eine ist ein Loser, der auf eine osteuropäische Prostituierte trifft. Der andere ein attraktiver Außenseiter, der zwar zuweilen bewundert oder beneidet wird, der aber nirgendwo wirklich zuhause ist. Der nächste stolpert in Partnerbörsen-Abenteuer, die letztlich in einem esoterischen Desaster enden. Und dann gibt es den traurigen Kerl, der bei einem Sportunfall sein Gedächtnis (weitgehend) verliert.

Alle müssen sie mit Alter, Verfall und dem Verlust an Beziehungen umgehen. Alle sind sie Männer, die es ob ihrer Umgebung schwer haben und zuweilen vor Einsamkeit fast den Verstand verlieren.

Der Autor, Verleger und vielfältige Kulturschaffende Pollanz ist im Segment der Kurzgeschichte immer schon am stärksten gewesen und das beweist er auch mit gleichermaßen spannenden wie treffend beobachteten Szenen. Gegen Ende hin gleichen sich die Geschichten dann immer mehr an, die handelnden Personen scheinen primär nur mehr alt und verbraucht zu sein, ihr Leben verlöscht langsam, wo hingegen in der ersten Hälfte noch mehr widerständischer Lebenswille, ja fast so etwas wie “Action”, zu finden ist. So geht das Buch der einsamen Herzen einen Weg, der dem des Lebens ähnelt. Birth, School, Work, Death von The Godfathers könnte auf dem Soundtrack zu diesem Buch ganz vorne zu finden sein. Empfehlung für alle, die gerade keine Lust auf 800-Seiten-Romane haben.

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