„Sommerfrische“ von Harald Schodl, TEXT/RAHMEN Verlag 2018
„Kalhammer verzog den Mund, als hätte er in eine Zitrone gebissen. ‚Was willst du damit sagen? Dass ich geistig behindert bin? Ein verdammter Mongo?‘ Kalhammer griff nach hinten und zog langsam sein Einsatzmesser aus der Halterung aus seinem Gürtel: United Cutlery Navy Seals Combat. Aus einem Stück Edelstahl geschmiedet. Elf Zentimeter lange Klinge. Schwarz. Mit Teflonbeschichtung. Kalhammer sagte: ‚Her mit der Kohle. Und zwar mit der ganzen, du verschissene Mistgeburt.'“
Harald Schodls Kriminalroman mit dem Titel „Sommerfrische“ reiht eine Fülle an skurrilen Begegnungen und bitterbösen Dialogen zwischen Ganoven, Polizeibeamten sowie der Hauptfigur Carl Sandtner aneinander und verortet seinen rasanten Krimi in Wien.
Apropos: In Wien wurde Autor Harald Schodl geboren, studierte dort Publizistik, Politikwissenschaft und Geschichte und spielte in seiner Jugend in verschiedenen Punk-, Hardcore- und Heavy-Metal-Bands. Der 37-Jährige unternimmt gerne Stadtspaziergänge und steht auch manchmal im Boxring. Zählt man an dieser Stelle eins und eins zusammen, könnten diese Leidenschaften auch die Motive für die schrecklich-schöne Örtlichkeit Wien-Ottakring, die derbe Sprache und die brutale Folterszene in der Geschichte erklären.
Obwohl im Klappentext von einem Mord an hochrangigen Wiener Sozialdemokratischen Politikern gesprochen wird, wirkt diese Information auf den Leser letztendlich irreführend, da diese Aktion ein Nebenschauplatz ist. Grundsätzlich geht es im Buch um die Hauptfigur Carl Sandtner und die Suche nach seinem verschwundenen Freund Benny. Persönlichkeiten wie Zucker-Pauli Fellner und Satin-Schorsch begegnen dem Leser ebenfalls in der Geschichte und wirken nicht nur wegen ihrer Sprache irgendwie unsympathisch. Die Stimmung, die dichte Atmosphäre und die Geschwindigkeit der Story sind hier oft wichtiger als durchkonstruierte Charaktere mit eigener Hintergrundgeschichte.
Obwohl im Klappentext von einem Mord an hochrangigen Wiener Sozialdemokratischen Politikern gesprochen wird, wirkt diese Information auf den Leser letztendlich irreführend, da diese Aktion ein Nebenschauplatz ist. Grundsätzlich geht es im Buch um die Hauptfigur Carl Sandtner und die Suche nach seinem verschwundenen Freund Benny. Persönlichkeiten wie Zucker-Pauli Fellner und Satin-Schorsch begegnen dem Leser ebenfalls in der Geschichte und wirken nicht nur wegen ihrer Sprache irgendwie unsympathisch. Die Stimmung, die dichte Atmosphäre und die Geschwindigkeit der Story sind hier oft wichtiger als durchkonstruierte Charaktere mit eigener Hintergrundgeschichte.
Trotzdem sind gerade die Sprachgenauigkeit, der schwarze Humor in den Dialogen und der untypische Stil für einen Austro-Krimi hervorzuheben. Gerade die Kombination aus aufgeheizter Stimmung unter den handelnden Personen und der vorhandenen Sommerhitze in der Stadt sind beachtlich beschrieben. Schodl experimentiert mit Sprache und Handlungssträngen und erprobt sich manchmal auch in der hohen Kunst des „Weglassens“, um die Spannung zu steigern. Das ist gut so und erzeugt Neugierde nach mehr. Eine Gangart, die dem boxenden Stadtspaziergänger Harald Schodl mittlerweile eine verlegerische Heimat bei TEXT/RAHMEN eingebracht hat.
„Sommerfrische“ ist kein klassischer Krimi – erweitert jedoch gerade aufgrund seiner untypisch ruppigen Sprache und seiner Detailgenauigkeit das inzwischen sehr groß gewordene Genre des österreichischen Krimis. Es ist eine straighte Kriminalgeschichte; Schodl spielt der Hauptfigur gekonnt die Bälle zu, die nicht alle verwertet werden, aber doch ein großes Spiel versprechen. Das hier soll absichtlich kein „Brenner/Haas“-Klon oder eine „Schnell ermittelt“-Kopie sein. Das hier ist ein echter Schodl – und das ist gut so.
Text und Foto: Haubentaucher-Rezensent aL
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