Kategorien
Musik

Tonträger des Monats Mai / AUT

Da die Plattenstapel in der Redaktion immer höher werden, haben wir Folgendes beschlossen: Ab jetzt wird getrennt in Ö. und Nicht-Ö. Soll heißen: heimische Bands bekommen eine eigene Rezensionsecke, um nicht in der Masse unterzugehen. Denn: Der Haubentaucher war immer besonders lokal und regional interessiert und daran kann auch die Musikweltmacht USA nichts ändern. Im Mai beginnen wir unsere Österreich-Rubrik mit einer fetten Wall of Sound aus Linz.

SWANMAY: “Stoner Circus”, CD/digital Independent Audio Management 2017

Heiliger Grunge, oh ihr Götter der Queens of the Stone Age, ihr durchgeknallten Nachfahren der Melvins, wir sagen euch: diese drei jungen Männer aus Oberösterreich meinen es ernst. Oder auch nicht so ganz. Swanmay spielen schon mit der Titelgebung ihres Album ein wenig mit Klischees aus dem Doom- und Stoner Rock Biotop. Aber für eine Band, die erst seit drei Jahren zusammen spielt, klingt das ganze schon mehr als mächtig.

Die Gitarre kommt tonnenschwer daher, der Bass seziert die Rauchschwaden, die Drums lassen die Wände beben. Der Debut-Longplayer hat einen herrlich dreckigen Sound, riecht wie dutzende Nächte in dezent versifften Underground-Schuppen und schmeckt nach mehr. Live soll das ganze besonders fein sein, davon haben sich in den letzten Monaten viele Leute einen Eindruck verschaffen können. Die nächsten Gelegenheiten gibt es hier:

12. 5.2017 Posthof (Linz) Night of Fuzz
16. 6.2017 Viper Room (Wien)
23. 6.2017 Rockhaus (Salzburg)

5/8ERL IN EHR’N: “Duft der Männer”, Viennese Soulfood Records

Das ist jetzt so ziemlich das Gegenteil der jungen Linzer Stonerocker. Wienerischer geht’s schwer. Dialektsongs mit Hang zur Wortspielerei und einer sehr deutlich hinterfotzigen Note. 11 Jahre am Buckel haben die 5 auch schon. Und der Sound? Kann man Wiener Soul nennen oder Wiener Folk oder was auch immer.

Ein paar der Achtel-Lieder werden eh schon auf den einschlägigen Kanälen rauf und runter gespielt (“Geh bitte Bobo”), aber das sollte kein Grund sein, sich nicht das gesamte Album in aller Ruhe anzuhören. Es ist nämlich ein bissl banal, aber noch viel öfter herzerfrischend, wie sich die 5/8erl unserem schönen Land widmen – grandios zum Beispiel: “Fahnderl im Wind”. Fast schon zu populär könnte man meinen. Aber auch das ist letztlich powidl. Hauptsache die fünf spielen noch ein Lied wie “Hob mi gern”.

Foto: Astrid Knie

Die Achterl live:
12. und 13. Mai – Salzburg, ARGE. 18. Mai – Dornbirn, Spielboden. 19. und 20. Mai – Innsbruck, Treibhaus. 31. Mai – Graz, Orpheum. 1. Juni – Linz, Posthof. 9. Juni – Wien, Arena Open Air

ANKATHIE KOI: “I hate the way you chew”, Seayou Records 2017

Es wird dringend Zeit für eine Frau unter all den Mannsbildern da und ihrem markanten Eigengeruch. Ankathie Koi bürgern wir der Einfachheit halber ein. Eigentlich kommt sie aus Bayern, wohnt und arbeitet aber in Wien. Die strenge Frisur und die straighte Haltung zur Elektronik kennt man bereits von der hier ausführlich gelobten Band Fijuka. Solo ist Ankathie auf Diva & Disco gebürstet und macht das so überzeugend, dass man wirklich froh sein kann, dass sie sich Wien ausgesucht hat und nicht etwa Berlin oder London. Froh sind sicher auch Patrick Pulsinger, Beni Brachtel und der Powernerd Paddy, das sie bei diesem Debut-Album mit dabei sein durften. Ob sie als Black Mamba Gefahr verströmt oder karibische Feelings evoziert, immer putzt einem der glitzernde Sound die Öhrchen clean. Sie hasst es, wie ich kaue? Ich liebe sie dafür. Das Album hebt sich so angenehm ab von all dem, was da draußen gerade gemacht wird, dass Ankathie auch enorm gut gebucht ist. Demnächst etwa hier:

18. 5. in Krems, Kino im Kesselhaus
26. 5. Wien Donaukanaltreiben (Mainstage)
27. 5. in Oslip beim C’est La Mü Festival (Cselley Mühle)
15. 6. in Wien im Konzerthaus bei 200 Jahre mdw
24. 6. Donauinselfest (Eutopia Stage)

Die Gewürztraminer: “Tanzverbot”. Cracked an egg Records 2016.

Gypsy Jazz nennt man so etwas wohl. Die Gewürztraminer haben aber zweifellos auch Swing und 50’s Rock in ihr Werk eingebaut. Und vieles andere mehr. Die zweite Platte ist so flott, so witzig, so schräg und einfach so gut, dass wir sie euch nicht vorenthalten wollen. Eine Mischung aus Drahdiwaberl (falls sich noch wer erinnern kann), Hallucination Company, EAV (sorry, aber es ist nun mal so) und viel zeitgenössischer Wiener Musik vom Feinsten (Worried Man & Worried Boy oder auch die 5/8erl fallen uns da rasch ein). Ein Erlebnis auch in dem unten zu findenden kleinen Video rund um den Titelsong des aktuellen Albums.

Live ist die verrückte Partie am 6. Mai in der Wachau bei der Steinfeder-Night, am 13. Mai beim Stift Klosterneuburg Familienfest, danach im wunderbaren Kaffee Burger in Berlin, in Dresden und bei den Gypsy Jazz Tagen München im Theater im Fraunhofer am 27. Mai.

Quetschklampfa: “Fuixfest”, KunstRäume Records 2016

Klingt nach Vorarlberger Volksmusikkapelle, Quetschklampfa sind aber vier äußerst talentierte junge Herren aus dem schönen Graz. Simon Ankowitsch, Elias Plösch, Max Kreuzer und Jonathan Herrgesell waren immer wieder auch in den Fußgängerzonen dieser Stadt zu erleben, noch besser aber ist es, sich ein reguläres Konzert zu geben.

Zum Beispiel am 6. Mai mit Flow Bradley in Schladming und ab 22. Juli auf Steiermark-Tournee. Dann erlebt man nämlich ein Quartett, das auf virtuose Weise Austrian Folk mit Jazz und Weltmusik mischt. Die Palette reicht vom flotten Tanzstück bis zum Fast-schon-Pop-Song mit spaßigem Katerfrühstück-Text. Sehr dynamisch, sehr jung, sehr gut, das meinten nicht nur die ehemaligen Lehrer in der Dreihackengasse.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert