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Drama des Monats

“Schiller – ein Lustspiel”. Von Martin G. Wanko. Im Theater im Keller, Graz. 

Das TiK hat vor einiger Zeit das Projekt “Classics in the basement” gestartet. In diesem Rahmen dichtet der Grazer Autor Wanko den guten alten Schiller gehörig um. Aus dem Drama “Die Verschwörung des Fiesco zu Genua” wird eine poppige Polit-Satire, die man durchaus auch in der Nachfolge von Nestroy sehen kann. Schiller wird abwechselnd zitiert und seziert. Musikalisch werden unter anderem Anleihen bei Falco genommen. Auf einer großen Bühne hätte man das Bildungsbürgertum mit so etwas vielleicht auch heute noch zu knorrigen Proteststürmen gebracht, im Kellertheater wird statt dessen herzhaft gelacht.

HC Fiesco, der rechte Populist, hat sich dem süßen Leben in Vienna hingegeben, er verführt die Frau des Herzogs Michele, schnupft ein wenig Koks, trinkt Rotwein und posiert gerne vor dem Spiegel. Der Herzog will ihn töten lassen, fürchtet er doch um den Machterhalt. Der gedungene Killer, ein Asylwerber (“der Mohr” bei Schiller), stellt sich allerdings stümpferhaft an und wechselt in die Dienste des Fiesco. Als komischen Höhepunkt serviert uns Regisseur Alfred Haidacher einen Alexander Kropsch in Bestform und vor allem in einer atemberaubenden Doppelrolle. Kropsch mimt den Mohren und zugleich den ehrgeizigen Sebastiano, der mit Riesenohren im Matrosenkostüm auftritt und für viel Heiterkeit im Publikum sorgt.

Das TiK-Team zeigt auch in Sachen Ausstattung seine Klasse. Die Outfits sind dem Prinzip Colourblocking unterworfen, die Bühne ist mit zumeist blauem Hintergrund und Schiebewänden minimalistisch und doch effektvoll. Und die Schauspielerinnen und Schauspieler agieren so, wie es dem Lustspiel entspricht. Neben dem bereits erwähnten Alexander Kropsch überzeugt auch Christian Krall als HC, Laura Koch und Katrin Ebner geben die Gattinen der beiden machthungrigen Antagonisten zwischen Leidenschaft, Eifersucht und Langeweile. Der Rolle entsprechend blaß: Der junge Herzog Matthias Dielacher.

Schiller – ein Lustspiel, noch zu sehen am 25., 30. und 31. 3, sowie an mehrere Abenden von 5. bis 29. April. Informationen und Tickets unter www.tik-graz.at

Fotos: J. J. Kucek / TiK 2017

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