Bov Bjerg: “Die Modernisierung meiner Mutter”. Blumenbar / Aufbau Verlag 2016
Herr Bjerg wurde hier vor genau einem Jahr lautstark gerühmt für seinen Roman Auerhaus (2015). Mit der vorliegenden Sammlung an Kurzgeschichten hat er endgültig unser Herz gewonnen. Denn Bov Bjerg kann nicht nur wunderbar schreiben, er verfügt auch über einen staubtrockenen Humor, der ihn für einen finnischen Literaturorden qualifizieren würde. Dazu kommt eine minutiöse Schilderung von Details, die in Summe überlebensgroß werden.
Da ist etwa die Titelheldin, die Mutter, die ihren Führerschein macht. Nachdem an der Hauptstraße zuerst eine Katze, dann eine alte Frau und schließlich ein Zuchtbulle dem Verkehr zum Opfer fallen, wird endlich eine Fußgängerampel errichtet. Fraglich, ob sie der Katze und dem Bullen viel geholfen hätte, aber die Mutter profitiert. Sie kann das Halten und Anfahren an einer Ampel üben und muss dazu nicht in die nächste größere Stadt.
Überhaupt ist das Dorfleben der rote Faden, der sich durch das Buch zieht. Der Onkel macht Karriere in der Bank, zweigt allerdings später im Osten ein paar Millionen ab und flieht nach Las Vegas. Während dessen werden rund um das Dorf künstlerisch wertvolle, aber weithin ungeliebte Kreisverkehre errichtet. Der Klaus entdeckt sein Faible für den Unabomber. Und der Ich-Erzähler wird zum Horoskop-Schreiber, der sich zuweilen einen kleinen – am Ende fatalen – Spaß erlaubt.
Das einzige Manko dieses Buches: Es hat nur 150 Seiten. Wir hätten gerne noch tagelang weiter gelesen…