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Romane

Roman des Monats: Morgen mehr

Tilman Rammstedt: “Morgen mehr”. Hanser Verlag 2016

Schande über uns. Den Bachmannpreis-Gewinner Rammstedt hätten wir doch eigentlich selbst für uns entdecken können. Aber gut, es brauchte ein formidables, witziges, gescheites Interview in der aktuellen Ausgabe des Magazins Galore… Was wird dort erfahren haben: Rammstedt hat zu Beginn dieses Jahres 64 Tage lang jeden Tag ein Kapitel seines Buches geschrieben, lektorieren lassen und online gestellt. Der nun erschienene Roman ist komisch, spannend – und vor allem absurd, grotesk, skurril. Da schreibt einer im TGV-Tempo, der es schafft, auch die abwegigsten Szenen so zu schildern, dass man sich denkt: “Na klar, geht ja gar nicht anders…”

Die Sache ist nämlich die: Der Erzähler hat ein kleines Problem. Er ist noch nicht geboren, ja noch nicht einmal gezeugt. Seine Eltern kennen sich überhaupt nicht und sie können eigentlich auch unmöglich zu einander finden. Er selbst aber hat nur mehr einen Tag Zeit, damit sich der Genpool des Vaters mit dem der Mutter vermischt, sonst ist das Leben finito, bevor es begonnen hat. Eine abenteuerliche Jagd beginnt, voller halbseidener Schmalspurganoven, einem enorm neugierigen Jungen, schönen Frauen, einem modernen Don Quijote als Helden, dazu ein Haufen Sturheit und viel Autobahn. Fast ein Dutzend Menschen an Romanpersonal treibt Tilman Rammstedt nach Paris, in die Stadt der Liebe. No na. Jedes der Kapitel ist in sich überraschend und doch ist es kein Problem der Geschichte zu folgen. Man merkt: Hier schreibt ein Meister seines Faches, dem dieser Status angenehmerweise wurscht ist. So und jetzt kaufen wir uns alle früheren Bücher von Rammstedt…

 

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