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Sachbücher des Monats: Feinspitz Graz

Zweimal blaues Cover. Zweimal ungefähr zweitwichtigste Stadt des Landes. Zweimal Essen, Trinken und allerlei Schräges. Damit hat es sich aber auch wieder mit den Gemeinsamkeiten. Diesmal im beinharten Büchertest: Ein Grazer Gastroführer. Und viel Humbug über Hamburg.

“Feinspitz Graz”, von Daniela Grundner-Gross und Reinhart Grundner, Pustet Verlag 2016

Rund 70 Lokale, Geschäfte und Standln in Graz stellen die Journalistin und der Fernsehkoch vor. Die Sammlung ist empfehlenswert für alle Graz-Touristen, aber auch für viele Einheimische, die außer den immer gleichen Stammwirten kaum jemanden kennen. Zugegeben: Essen und Trinken ist Geschmackssache und so muss einem auch nicht jeder Tipp gefallen, den die Grundners auf Lager haben. Ein Vor- oder Nachwort, das erklärt, welche Kriterien bei der – naturgemäß subjektiven – Auswahl zugrunde lagen, wäre keine schlechte Idee gewesen. In einer an Attraktionen so armen Stadt wie Graz dennoch so viel Schönes, Gutes und Echtes zusammengetragen zu haben, ist in jedem Fall äußerst lobenswert. Einige unserer Lieblingsbeisln wie die Mild oder Karli Pichlmaiers Ferl sowie das Aushängeschild Didi Dorner hätten daher vielleicht sogar noch mehr Platz verdient. Andererseits fehlt dem aufmerksamen Beobachter dann halt auch das eine oder andere – die Gastronomie am Kaiser-Josef-Platz etwa bietet mehr als den netten Stand “Wilde Genüsse”, der Lendplatz kann auch mehr als nur die hinreißende “Süße Luise”, die internationale Küche ist trotz aller Tristesse von Pizza & Kebab auch in Graz facettenreicher und die Wirtshäuser an der Grazer Peripherie werden kaum bis gar nicht beleuchtet. Angenehm hingegen: Substanzlose Schaumschläger in der Innenstadt werden zumindest teilweise mit Nichtbeachtung gestraft. In Summe handelt es sich bei “Feinspitz Graz” um einen bemerkenswert aktuellen, gut recherchierten, stilvoll bebilderten und hilfreichen Überblick.

“Unnützes Hamburg Wissen”, Katrin Hauck und Tim Kempers, Stadtbekannt Medien, Holzbaum Verlag 2016

Die großartige Serie über “Unnützes Wissen”, die der Welt bisher unter anderem gleich mehrere Teile zu Wien geschenkt hat, wäre auch für Graz eine schöne Sache. Vorerst nehmen wir aber auch gerne Hamburg. Die Stadt mag fischig und kleinkariert sein (sagen manche Berliner), sie ist aber auch liebenswert, kurios, faszinierend. Das älteste Kunstwerk der Stadt, eine eigene Zeitschrift für Hundefeinde (!), ein Turnverein mit zweihundertjähriger Geschichte, aber auch viele schräge kulinarische Tipps finden sich auf knapp 120 Seiten. Man lernt als Leser, dass die Aalsuppe ursprünglich gar keinen Aal enthielt, dass es ein Lokal mit einer Abschussrampe für die Speisen gibt und was ein “Gehängtes” samt Sardelle ist. Auch hier besticht die Qualität der Recherche. Das Buch ist als Reiseführer wie als Quelle purer Unterhaltung daheim auf dem Sofa gleichermaßen geeignet.

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