Kategorien
Diverses

Debut des Monats April

Guiliano Musio: Scheinwerfen. luftschacht 2015

Der junge Schweizer Musio publizierte bisher in Anthologien und Literaturzeitschriften wie den manuskripten. Mit seinem ersten Roman legt er eine außerordentlich gut erzählte Geschichte vor, die ein eigenartiges Phänomen behandelt. “Scheinwerfen”, nennt Familie Weingart ihre Fähigkeit, durch körperliche Berührung die Erinnerungen eines Menschen zu erfassen. Seit Generationen wurde diese Gabe weitergegeben, doch erst die Mutter von Toni und Julius machte mit Hilfe ihres Mannes daraus ein Geschäft. Die beiden Söhne, ihre Cousine Sonja und später auch der geistig “zurückgebliebene” Halbbruder Res behandeln in ihrer Praxis jede Menge Menschen, die in ihre eigene Vergangenheit – oder gar die ihrer Vorfahren – eintauchen wollen. Doch im Verlauf der Handlung bekommt die Familie mehr Probleme miteinander und mit dem Rest der Welt, als sie aufzulösen vermag. Präzise, immer spannend, reich an Volten, so zeigt sich “Scheinwerfen” als Meisterwerk, das man kaum mehr aus der Hand legen kann. Dabei geht es keineswegs zu bildungsbürgerlich zu, die Geschichte ist durchaus deftig, menschliche Körperflüssigkeiten und das Sekret einer bestimmten Wanzenart sorgen für jede Menge Dramatik. Große Empfehlung!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert