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Musik

Tonträger des Monats April

Haubentaucher presents: Fünfmal heimisches Musikschaffen. 
Abseits von Amadeus und sonstigen Eitelkeiten. 
Beginnen wir mit 

 Willi Landl & Band: “sex violence”, JazzWerkstatt Wien

Keine Angst, ihr Freunde und -innen der Popkultur, das ist trotz des seltsamen Titels und des Etiketts Jazz eine äußerst erfreuliche Sache. Herr Landl singt deutschsprachige Texte voller Komik. Über rasierte Geschlechtsteile, Astronautenkost, Metallmusik im iPod und Nacktbaden erfahren wir allerlei Abseitiges. Einer der Höhepunkte: Der Chorgesang bei “Immer dieselbe Leier”. Wir behaupten frech: Das alles hätte auch dem Herrn Jandl gefallen. Musikalisch dominieren das Klavier und das Beserl am Schlagzeug, dennoch erinnert die CD eher an den intelligenteren Schlager der 1920er Jahre oder an das literarisch-musikalische Schaffen von Max Goldt als an verrauchte Jazz-Keller. Mit dem Kauf dieser CD können Sie sich in jedem Fall vom Mainstream gehörig abheben. Mehr gibt’s auf www.willilandl.at

 Pendler: “Hey Translators”, EMG 2015

Sängerin Sabine Marte, Gitarrist Oliver Stotz (bekannt von Gustav) und der Musiker Markus Marte loten auf ihrem dritten Album aus, was unter den Pop-Begriff passt. Falter-Kritiker Sebastian Fasthuber lobte das Resultat mit einem Verweis auf Rock, Blues und Variete, wir hören vor allem potenzielle Filmmusik. Klar ist eines: Das ist keine Nebenbei-Mucke, sondern eine Platte mit Konzept, die bewusst wahrgenommen werden will und als Belohnung für die Aufmerksamkeit vielfältige Sounds vereint. Wer zum Beispiel früher gerne die Kastrierten Philosophen hörte, wird “Hey Translators” zu schätzen wissen. Wäre übrigens auch ein ideales (Post-)Ostergeschenk, denn wie viele heimische Bands haben schon Hasen auf dem CD-Cover? http://pendler.klingt.org

 Katrin Hammerschmidt: The Empress, 2014

Die in Belgien geborene Wahlgrazerin wurde kürzlich von der Kleinen Zeitung doch etwas überraschend (aber nicht unverdient!) zur “Steirerin des Tages” erkoren. Auf ihrem ersten ausführlichen Album steht ihre Stimme im Mittelpunkt des Geschehens, daneben spielt Hammerschmidt auch Gitarre, Klavier und Geige auf “The Empress” selbst. Begleitet wird sie von Martin Zöscher, der neben einer zweiten Gitarre auch Drums & Percussion beisteuert. In Belgien, zumindest im deutschsprachigen Teil, ist die Musikerin bereits eine fixe Größe, bei uns wird 2015 wohl ein entscheidendes Jahr für die Ausbreitung des Bekanntheitsgrades. Alle, die Singer-Songwriter-Musik mit leichtem Folk-Einschlag mögen (und das sind ja nicht wenige) sollten diese verträumt traumhafte Scheibe kennenlernen. www.katrinhammerschmidt.com

 Chick Quest: Vs. Galore, 2015

Was haben wir denn da? Feinsten Wiener Indie-Sound mit deutlichem 60ies-Einschlag, der nicht nur die Verfasserin der Presseunterlagen an eine kreuzfidele Mischung aus Violent Femmes und dem Werk des Signore Morricone erinnert. Ein flottes Debut, das auch Fans der Incredible Staggers gefallen könnte. Wer daheim im Partykeller die Hüften schwingen will oder im Auto die Mitfahrer mit einem Quiz (“Wer ist das?”) zur Verzweiflung bringen möchte, sollte Vs. Galore auf der Stelle ankaufen. Oder noch ein bisschen warten, denn die CD wird am 20. 4. im Wiener BACH präsentiert. Haubentaucher Spezial-Tipp für Wien im April. www.chickquest.com

 The Gitarren der Liebe: Nietzsche in Love. pumpkin records 2015 (vinyl)

Robert Lepenik ist in Graz dafür bekannt, dass er sich kaum um Konventionen schert und neben Musik auch Krach machen kann wie kaum ein zweiter. Sängerin Irina Karamarkovic, Martin Pfeiffer und Kurt Bauer tauchen ebenfalls in schöner Regelmäßigkeit in den unterschiedlichen Kontexten und auf den verschiedenen Bühnen der Stadt auf. Als Quartett nennen sie sich “The Gitarren der Liebe” und haben mit ihrer LP “Nietzsche in Love” eine mehr als schräge Scheibe veröffentlicht, die man vor allem hartgesottenen Fans der Trashkultur mit reichlich 70er Jahre Nostalgiefaktor empfehlen kann. Die werden sicherlich ihre Freude an allerlei seltsamen Bezügen zur Musikgeschichte und der Philosophie haben. Für uns klingt die Platte, als hätte sich Nina Hagen am Beginn ihrer Karriere dazu entschlossen, die DDR musikalisch zu zerstören. Wer erst einmal probehören will: Am 18. April ab 19 Uhr wird die LP im Café Kaiserfeld präsentiert. pumpkin-Labelchef Pollanz liest dazu Texte von Vico Torriani und Friedrich Nietzsche. www.thegitarrenderliebe.wordpress.com

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