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Buch des Monats

Buch des Monats?

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Evelyn Peternel und Andreas R. Peternell: „Who the fuck is Alice?
101 Antworten auf die drängendsten Fragen der Popmusik“. Verlag Rogner & Bernhard 2015

Die erste – banale – Frage, die sich vermutlich etliche Menschen stellen werden, wenn sie dieses Buch zu Gesicht bekommen: Was soll der Hase (oder das Kaninchen?) am Cover? Wir wissen es nicht, wahrscheinlich haben wir irgendein virales Video verpasst. Die zweite Frage: Handelt es sich um einen Druckfehler oder einen bloßen Zufall, dass die Autorin fast (aber eben nur fast) genau so heißt wie der Autor? Wer Graz kennt, weiß, dass die Stadt ein Dorf ist. Evelyn Peternel, die für den Kurier schreibt, und der Marketingleiter des steirischen herbsts, Andreas Peternell, sind weder verwandt noch verschwägert. Man kennt sich einfach so. Gemeinsam beantworten Peternel(l) jedenfalls und lobenswerterweise endlich viele der zentralen Fragen der Menschheit, abgeleitet aus Popsongs der letzten Jahrzehnte, inklusive dem einen oder anderen Ausflug in Genres wie Schlager, traditionelles Liedgut oder Punk. Da gibt es Fragen nach der großen Liebe und dem richtigen Leben, nach dem Guten und dem Bösen, nach dem Mörder von Bambi und dem nächsten Tanz. Und vor allem ein für alle mal: Wer ist diese Alice?

Von Kitsch über Neugierde, lustvoller Kritik am System bis zu blanker Wut reicht die emotionale Grundstimmung der Fragen. Zu den Original-Interpreten gehören Stars wie Zarah Leander, The Clash, Falco, Enrique Iglesias oder Nine Inch Nails. Bei der Beantwortung geht es nicht gefühlsduselig, sondern schlau, philosophisch, religionskundig und vor allem auch heiter zu. Wer etwa liest, wie ausgerechnet in Dresden eine Gruppe unerschütterlicher Take-That-Nostalgiker die Errichtung eines Teddybären-Mahnmals fordert, wird zumindest schmunzeln müssen. Die Leserschaft erfährt darüber hinaus, wo die meisten Menschen auf diesem Planeten wohnen, warum Humphrey Bogarts dialogische Spontaneinlage mit Ingrid Bergman nicht wörtlich übersetzt werden konnte, wie Füchse kommunizieren und wer die zwei Kongolesen sind, die man als einzige Menschen auf der Welt ohne jeden Zweifel (und ohne Unschuldsvermutung!) als böse bezeichnen kann.

Hervorzuheben ist neben dem überbordenden Wissen, das für dutzende Partygespräche reichen sollte, auch die sprachliche Finesse des Buches, besonders schön etwa bei der Antwort auf „Parlez-vous francais?“ Das einzige, dem wir nicht bedenkenlos folgen möchten, sind Peternel(l)s Erörterungen über Wahrscheinlichkeitsrechnungen beim Lottospielen und die entsprechend abgeleiteten persönlichen „Glückszahlen“. Wie sagte unser Statistik-Professor an der Uni einst so treffend: „Der Würfel hat kein Gedächtnis“.

Bleibt am Ende eine Frage: Wie schreibt man zu zweit ein Buch? Oder anders gesagt: Wie haben sich die beiden die Recherche und das Schreiben eigentlich aufgeteilt? Die Antwort hoffen wir im Vorwort des nächsten Bandes zu finden. Denn das hier kann erst der Anfang gewesen sein. Oder nicht?

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