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Haubentaucher des Monats

Haubentaucher des Monats Oktober

Rot & Schwarz. Einig nur in der Niederlage.

Aus steirischer Perspektive hat die Wahl vom vergangenen Wochenende viele Verlierer. Da wären einmal die zigtausenden Menschen, die so gelangweilt oder gefrustet waren, dass sie es nicht mehr der Mühe wert fanden, ins Wahllokal zu hirschen. Sind wir uns einig, dass Demokratie die am wenigsten grausliche Staatsform ist? Dann geht wählen, ihr Haubentaucher.

Nicht viel besser sind Politiker und -innen, die ihre jeweiligen lokalen oder regionalen Gewinne feiern, als wäre gerade Weihnachten und Ostern zusammengelegt worden. Was hilft es aber bei einer bundesweiten Wahl, wenn man etwa wie die Grünen eine Hälfte von Graz “gewinnt”? Nix hilft es, denn bei der nächsten Gemeinderatswahl schaut alles gleich wieder anders aus (zum Beispiel, weil die KPÖ da wieder ernsthaft im Rennen ist).

Auch Strache, Kurzmann und Konsorten sollten sich nicht als strahlender Sieger fühlen, die FPÖ war schon stärker, insbesondere wenn man die beiden “Nachfolgeparteien” (also die Ewig-Blauen und die zart angeschimmelten Orangen) addiert. Und solange Strache seine eigene Radikalität und die seiner Gefolgsleute nicht in den Griff bekommt, ist der Weg in die Regierung versperrt. Wobei ganz ehrlich: Glauben Sie, dass der nächstenliebende Schreihals wirklich Verantwortung übernehmen will? Wir bezweifeln es.

Verlierer sind in Wahrheit übrigens auch die Blau-Wähler, die so rasch vergessen haben, wem wir alle das Hypo-Alpe-Adria-Milliardengrab zu verdanken haben. Es waren die geistigen Ziehväter des Herrn Strache, nur hat sich dieser rechtzeitig von Haider & Co. abgesetzt. Ist das schon ein Verdienst?

Die größten Haubentaucher aber – und das beweisen sie medial in diesen Tagen eindrucksvoll – sind Schwarze und Rote, ganz besonders in der einstmals grünweißen Mark. Waren am Wahlabend in Wien Josef Cap und Karl-Heinz Kopf via ORF bestrebt, die Politikerverdrossenheit im Land weiter anzuheben, so sind es nun die hoffnungslosen steirischen Reform-Zwillige Voves und Schützenhöfer, die für Erstaunen sorgen. Statt in sich zu gehen und darüber nachzudenken, wie man die eigene Klientel so nachhaltig vergrämen konnte (Gemeindefusionen, Regress, Bettelverbot etc.), beklagen sich die beiden, sie hätten ja nur deswegen eine regionale Schlappe erlitten, weil die Menschen im Land die Koalition in Wien satt hätten. Träumt weiter…

Besonders gruselig wird es dann, wenn etwa Herr Kopf meint, die Steiermark stünde finanziell ja am Abgrund. Darf man an dieser Stelle dann kurz nachfragen, wer dieses Land seit 1945 regiert?

Was immer für eine Regierung aus diesem Desaster entstehen wird, der Imageschaden, den die heimischen Roten und Schwarzen sich in den Stunden NACH der Wahl eingehandelt haben, den werden sie so schnell nicht mehr los.

Foto: ©haubentaucher.at – Hinweis: Das Bild hat rein illustrativen Charakter und zeigt keine der im Text erwähnten Persönlichkeiten.

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