Philip Bauer, Eugenio Belgrado, Anatol Vitouch: Köglberger. Vom Besatzungskind zur Fußballikone. bahoe books 2025
Die Älteren hier erinnern sich vielleicht noch. Der österreichische Fußball in den 1960er und 1970er Jahren war kaum international ausgerichtet. Die ersten Legionäre dieser Zeit wurden nicht selten als Exoten bestaunt. Und dann war da ein Kicker, der wahlweise als „schwarze Perle“ oder „brauner Bomber“ bezeichnet wurde. Helmut Köglberger war allerdings ein waschechter Oberösterreicher. Sein Vater war amerikanischer Besatzungssoldat und trotz einiger Anstrengungen gelang es Köglberger nie, ihn aufzustöbern. Die Mutter litt unter Anfeindungen wegen der Hautfarbe ihres Kindes und distanzierte sich immer mehr von ihm. Die Oma hingegen liebte den „Heli“ heiß und bald erfasste diese Zuneigung auf eine gewisse Art auch die LASK-Fans.
Köglberger schaffte es in die Nationalmannschaft, wurde dort sogar Kapitän, und gewann mit den Linzern die Meisterschaft. Beides fast undenkbar im damaligen Fußball-Österreich, das so Wien-dominiert war. Wohl auch deswegen landete Köglberger für einige Zeit bei der Austria, ehe er seine Karriere in Oberösterreich beendete. Die Höhepunkte seiner Laufbahn und die Tiefschläge, die Länderspiele vor unglaublicher Kulisse, aber auch die massiven Vorurteile dieser Jahre, das alles fasst dieses Buch in einer spannenden Handlung zusammen.
Die Graphic Novel, meisterhaft gezeichnet von Eugenio Belgrado, ist eine bewegende Hommage an einen Stürmer, der nicht nur seine Gegner am Spielfeld überwinden musste, sondern auch jede Menge Alltagsrassismus. Helmut Köglberger war ein offener Typ, der sich dieser Herausforderung stellte und so wichtige Bewusstseinsbildung schaffte. Das ist vielleicht sogar noch wichtiger als seine sportlichen Erfolge mit drei Meistertiteln und 28 Einsätzen im A-Team. Ein Buch, über das sich nicht nur Fußballfans freuen werden.