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Punkroman des Monats

Julia Bassenger: Schuhfabrik bleibt. Verlag Glitzer & Grind 2025

Der selbsternannte „Krachbuchverlag“, der eine biographische Nähe zu Milena aus Wien hat, bringt nach einer Pause nun ein Buch auf den Markt, das ordentlich für Stimmung sorgt. Das Ambiente der alten Schuhfabrik ist mehr Grind als Glitzer, andererseits sind die Bewohnerinnen und Benutzer ziemlich friedliche Menschen, die einfach laute harte Musik mögen, mit seltsamen Haustieren durch die Gegend ziehen, Basisdemokratie nicht grundsätzlich ablehnen und vor allem: Kiffen, saufen und fluchen. Wir haben noch nicht einmal Seite 20 erreicht, da bläst sich schon Klaus das Hirn aus der Birne. Was natürlich erst recht grindig ist. Aber keine Angst, es geht nicht in der Tonart weiter.

Autorin Julia Bassenger gelingt ein Sittenbild, das an die wilden 1980er und frühen 1990er erinnert. Besetzte Häuser, jede Menge räudiger Bands, das Bier fließt und manche Körpersäfte auch. Bassengers literarisches Debut fetzt und kracht, muffelt und macht doch auch die Hoffnung auf ein gerechteres Leben sichtbar. Stilgerecht fand die Buchpräsentation Ende März im Beisl der Arena Wien statt. Wer dort, im WUK oder im Flex noch nie war, wird sich vielleicht ein bisschen schwer mit dem einen oder anderen Szenario tun. Lohnenswert ist die Lektüre allerdings für alle, die sich nicht als elitäre Feingeister definieren und die sich nur mehr unscharf an die eigene verlorene Jugend erinnern. Ein Buch wie ein Ramones-Song. Nur deutlich länger.

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