LAUNDROMAT CHICKS: „Sometimes Possessed“, Siluh Records VÖ 24. 1. 2025
Tobias Hammermüller (Voc/Git), Theresa Strohmer (Git/Voc), Felix Schnabl (Drums) und Lena Pöttinger (Bass) sind die Laundromat Chicks, die ihr Debut 2022 gleich mal „Trouble“ nannten. Nun gehen sie einen Schritt weiter und widmen sich der Besessenheit: „Ich dachte, dass das Thema eine lustige und eher phantasievolle Art wäre, mit den Dingen umzugehen. Um vager zu bleiben und Songs zu schreiben, die keine Aussagen sind“, sagt Bandleader Hammermüller. Das kommt uns sehr zugute, wir haben in letzter Zeit eh so viele Aussagen gehört und viel zu selten wirklich gute frische Pop-Musik. Die Chicks machen genau das. Leicht zerzaust, verträumt, mit einer Geste, die man mittelgroß nennen könnte oder letztlich eher zurückhaltend. Das geht bis hin zu einer unaufgeregten Covergestaltung und Pressefotos, die recht bescheiden daherkommen. Im Mittelpunkt steht nicht der Glamour, sondern die Musik.
Und dieses Album wird dich verzaubern, da sind wir sicher. Es erinnert uns an alles Mögliche, aber das ist hier und jetzt egal. Es wechselt von minimalistischer Klaviermusik hin zu POP in Großbuchstaben. Könnte sehr gut aus UK kommen und dorthin zieht es die Laundromat Chicks auch im Mai. Schaut euch nur die Auswahl an Events an, dann seht ihr schon, wie gefeiert die vier Wiener:innen mittlerweile in Europa sind. Wir feiern mit! Leider nicht live, denn Graz steht nicht auf dieser schönen Liste.
8.2.2025 – Baden (CH), One Of A Million Festival
13.2.2025 – Ljubljana, MENT Festival
9.5.2025 – Dortmund, Etepete Festival
10.5.2025 – London, The Windmill Brixton
11.5.2025 – Southampton, The Heartbreakers Bar
12.5.2025 – Nottingham, JT Soar
13.5.2025 – Manchester, The Castle Hotel
15.5.2025 – Brighton, The Great Escape Festival
16.5.2025 – Brighton, The Great Escape Festival
17.5.2025 – Paris, Supersonic
19.5.2025 – München, New Basement
28.5.2025 – Salzburg, Arge
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THE NEW MOURNING: „Songs of Confusion“, noise appeal VÖ 17. 1. 2025
Thomas Pronai, Georg und Gerald Allacher sowie Michael Rieder sind dem Indie-Rock verpflichtet. Der Bass spielt eine wichtige Rolle. Die hemmungslose Fröhlichkeit hingegen ist nicht mit von der Partie. Hoffnung schimmert trotz all der Konfusion durch wie ein Sonnenstrahl im November. Und fad oder einschläfernd, wie ein blöder Kerl im Standard-Forum meinte, ist das überhaupt nicht, wenn man einigermaßen Geschmack mitbringt. Es ist getragen, wohl überlegt. Es gibt einen „Meaningful Jam“ und einen „Meaningful Song“. Und es hat definitiv seinen kraftvollen Momente. Hier spielen Klasse und Erfahrung, das hört man vom ersten bis zum letzten Song. Schöne Platte für gute Menschen. Und ein sehr feines Corporate Design, das sich durch die Bandgeschichte zieht, das sollte man auch mal lobend erwähnen.
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SIR OLIVER MALLY GROUP & PETER SCHNEIDER: „Shake up the World – Live“, Blind Rope Records VÖ 31. 1. 2025
„Oliver Mally goes Tony Bennett“, sagt der Meister des Blues über den einen oder anderen Ausflug in die Big-Band-Welt, der ebenso auf dem Album zu hören ist, wie auch so manche intime Nummer. Das Live-Album kommt aus Anlass des 40-jährigen (!) Bühnenjubiläums von Mally und entstand – man möchte es kaum glauben – spontan und ohne große Planung. Was euch auf der Platte erwartet, erzählt Mally hier gleich selbst. Wir sagen nur: Kaufen statt streamen. Auf dem bösen grünschwarzen Portal aus Schweden findet man das Live-Album aber eh nicht. Stand heute jedenfalls.
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5/8ERL IN EHR’N: „Burn On!“, Viennese Soulfood Records VÖ 28. 2. 2025
Nicht immer sind die diversen Pressetexte hilfreich oder gar erhellend, diese Passage zur neuen Platte der 5/8 aber wollen wir euch nicht vorenthalten: „5/8erl in Ehr’n haben bei Aretha Franklin und Stevie Wonder singen gelernt, im Buena Vista Social Club die Grooves und bei Helmut Qualtinger, dass man die Abgründe nicht fürchten muss, sondern ihnen mit poetischem Humor ganz nahe kommt.“
Und gleich noch ein Satz, der es gut trifft: „Abseits neoliberaler Verkaufsstrategien agiert die Band seit ihrer Gründung nach ihren eigenen Kriterien, auf einem unabhängigen Label, im Do-It-Yourself Modus und mit dem Publikum im Rücken.“ So und worum geht es überhaupt? Um Hammersongs wie gleich zum Auftakt „Sanfter Riese“. Um Aufmunterung, das Friedenschließen, um das Sich-Zurücknehmen. Deshalb auch kein Hahahumor, sondern Lieder, die dich anstupsen und sagen: Ist nicht so schlimm, mach weiter! Und so macht die Ruhe Panik und die Panik gibt Ruhe. Vielleicht das beste – wenn auch sicher nicht das spektakulärste –Album der Achterln.
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FRAUPAUL: „Hol mir die Sterne zurück“, Dackelton Records / Broken Silence VÖ 28. 2. 2025
Burn On oder doch Burnout? Anders gefragt: Gibt es eigentlich keine Frauen-Bands, die ordentlich auf die Pauke hauen, auf diesem Portal hier? Doch, gibt es! Und wie. Die Kollegas von Visions meinten über Fraupaul: „Was für ein lustvolles Geballer! Das Frauentrio aus der Wahlheimat Hamburg bewegt sich so lässig wie gekonnt zwischen Punk und Indie, poltert zuweilen voller Freude durch den Garagenrock und scheut sich in den Gitarrensounds auch nicht vor so manchem Wave-Zitat.“
Die Sterne, das ist also keine süß verträumte Liedersammlung, sondern eine Ansage. „Wie macht man Schluss, ohne Scheiße zu sein?“ Ja, das ist Retro, aber das stört keine Sekunde. Denn Protest hat kein Ablaufdatum und Punk ist 2025 durchaus eine Überlegung. Geile Platte! Und vielleicht sollte sich unser deutsches Publikum schon mal das Jahresfinale Anfang Dezember in Hamburg vormerken…
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Douglas Linton: „Lucky 13“, Lindo Rec. VÖ 10. 1. 2025
Er wurde in Texas groß und das hört man. Der Singer-Songwriter Douglas Linton hat zwar ein Album aufgenommen, das sich amerikanischen Traditionen widmet. Er lebt aber mittlerweile in Wien und hat es mit vielen heimischen Musiker:innen erarbeitet. Und deshalb hat „Lucky 13“ hier auch seinen Platz gefunden. Auf der Gästeliste standen immerhin Hans Theessink, Erik Trauner, Helmut Mitteregger, Robin Gillard, Claudia Fenzl, Anja Klipic, Ina Eckhard, Ben Brokke und Matthias Ihrybauer. Wie auch die 5 Achterln schert sich Linton kaum um die popkulturelle Schmerzgrenze von 3 Minuten und die abnehmende Aufmerksamkeitsspanne der Menschheit. Er erzählt seine Geschichten, hat eine gute Zeit und genießt das Glück im Zeichen der 13. Folk, Soul und Blues, die uns geschmeidig durch den Februar tragen werden. Superstimme, sehr schöne Platte. Wenn diese Platte ein Emoji wäre, dann dieses: 😍