„Käsekrainer im Haifischbecken“ von Martin G. Wanko im Theater im Keller, Graz
Stefan, Elke, Harry und Hilde gehen ins Theater. Thomas Bernhard, der alte Grantscherm, wird wieder einmal gespielt. Aber wo bleibt eigentlich derjenige, der die Karten bezahlt hat? Freddy kann leider nicht kommen, lässt sein Diener Samuel ausrichten. Dafür aber erwartet er die beiden Pärchen, die er seit dem Winter 1984 in Hainburg kennt, auf seinem Schloss zum Abendmahl.
Stefan und Elke, Harry und Hilde fahren also raus zum Freddy. Ein Szenario, das an die Rocky Horror Picture Show erinnern könnte, aber das Theater ist immer noch in der Münzgrabenstraße und nicht am Broadway. Deswegen gibt es beim Freddy zwar Champagner, aber auch Biowein und Würstl aus der Steiermark. Einer der Winzer ist anwesend und wird gleich namentlich erwähnt. Product Placement á la Wanko.
Die beiden Paare sind aber nicht nur zum Feiern gekommen. Sie brauchen für ihre Projekte dringend Geld. Und weil der Freddy zwar reich ist, sein Vermögen aber in Stiftungen geparkt hat, mag er nicht wirklich zum spendablen Investor werden. Er veranstaltet statt dessen mit seinen Gästen ein Quiz. Wer gewinnt, bekommt das benötigte Geld. Oder am Ende vielleicht doch nur eine wenig bekömmliche Käsekrainer, wer weiß…?
Der Grazer Autor Wanko, der mehr Stücke auf die Bühne bringt als die meisten anderen hiesigen Kolleg:innen gemeinsam, lässt es in seinem neuesten Werk nicht wie üblich krachen, sondern gären und brodeln. Das weitgehend neu zusammengesetzte Ensemble (Alexander Lainer, Tamara Belic, Stephanie Laurich, Leo Weingerl, der souveräne Hermann Tödtling und Hausherr Alfred Haidacher) überzeugt durch eine Darstellung, die gleichermaßen auf Realismus setzt wie auf Komik. Die minimalistische Bühne funktioniert sehr gut, wir sind im Kellertheater, da sind die Special Effects wie die Stimme von Franzi aus dem Jenseits letztlich Nebensache.
Das ganze dauert eine knappe Stunde und ist in jedem Augenblick unterhaltsam. Wer sich selbst zur Generation Hainburg zählen darf, wird sogar einige erhellende Déjà-vu-Momente erleben.
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Weitere Aufführungen: 16., 26., 27. und 28. November, 3., 4., 5., 6., 12. und 13. Dezember sowie 15. bis 18. Jänner 2025. Jeweils um 20.00 in der Münzgrabenstraße 35, 8010 Graz.
Fotos: TIK 2024 / JK