„Dahomey“ von Mati Diop, zu sehen derzeit in Wien, Graz, Linz, Innsbruck und Villach
Die französische Regisseurin Mati Diop stammt aus einer senegalesischen Familie, die für ihre kulturellen Arbeiten berühmt geworden ist. Mit dem Dokumentarfilm „Dahomey“ verfolgt Diop die geschichtlichen Verbindungen zwischen Afrika und Europa, konkret zwischen Benin und Frankreich.
Über 7.000 Kunstwerke und religiöse Schätze haben die französischen Kolonial-Truppen einst aus dem westafrikanischen Land geraubt und in Frankreich zur Schau gestellt. Gerade einmal 26 davon werden im Lauf des Films sorgfältig eingepackt und nach „Dahomey“ (wie das Land bis 1975 hieß) retourniert. Präsident Macron wollte damit etwas für sein angeschlagenes Image tun. Gelungen ist ihm das kaum, wenn man den Aussagen des Films folgt. Zu sehen sind etwa Studierende, die das Thema sehr offen diskutieren. Manche sprechen von Schande, andere davon, dass es zumindest ein Anfang sein könnte. Alle aber scheinen sich einig zu sein: Der afrikanischen Bevölkerung (nicht nur in Benin!) wurden ihre Wurzeln herausgerissen, indem religiöse Kultgegenstände einfach geschnappt und abtransportiert wurden. „Ich habe als Kind alle Disney-Filme gesehen, aber von meiner eigenen Kultur habe ich als Kind nichts gesehen“, erklärt ein Student sinngemäß.
Der etwas über eine Stunde lange Streifen widmet sich dem Thema auf eine für Mittel- und West-Europäer:innen ungewöhnliche Art. Mit sehr reduzierter Geschwindigkeit und einem Storytelling, das an die Grenzen des Mediums Film geht. Mit viel schwarzer Leinwand, weißem Text und einer verzerrten Stimme wird die Perspektive einer Gottheit erzählt, die wieder in ihre Heimat zurück transportiert wird. Das hat Diop den Goldenen Bären bei der Berline 2024 gebracht, der Senegal hat die Doku auch als „besten internationalen Film“ beim Academy Award (vulgo Oscar) eingereicht. Alle kommen mit dieser Erzählweise allerdings nicht zurecht, wie man an einer Kritik auf dem Filmportal uncut.at sieht.
Wir sahen den Film mit zwei Studierenden aus Westafrika, die sowohl die künstlerische Herangehensweise von Mati Diop begrüßten als auch das Aufgreifen der Thematik an sich. Dieser dunkle Part der Geschichte sollte wesentlich breiter diskutiert werden. Der Film ist so gesehen ein guter Anfang.
Der Trailer als Vorgeschmack:
Pressefotos: Stadtkino Wien