“Goldberg & Goldberg Re-Loaded”,
Samstag, 10. September 2022, Schloss Eggenberg
Die “Goldberg Variationen” von Bach gelten als einer der Höhepunkte der europäischen Musikgeschichte. Nach der Aria gibt es nicht weniger als 30 Variationen, ehe es ans Finale geht. Kann man so etwas solo am Klavier spielen? Ohne Notenblatt? Mit allen Wiederholungen? Gewiss, man kann, Glenn Gould etwa hat damit seinerseits Geschichte geschrieben. In der Gegenwart gibt es, und das betont Festivalleiter Markus Schirmer in seiner Begrüßung, kaum jemanden, der dieses Meisterwerk besser und leidenschaftlicher spielen könnte als die Kanadierin Angela Hewitt. Wie wahr!
Vor rund zwei Jahren begeisterte Hewitt in Leipzig mit ihrer Interpretation der Variationen und erhielt prompt die “Bach-Medaille”. Im schillernden silbernen Kleid nun verzauberte sie das Grazer Publikum im Planetensaal mit einer hingebungsvollen, ungemein intensiven Aufführung. Knapp 90 Minuten führt Hewitt die Zuhörer*innen durch die unterschiedlichen Schattierungen des Werkes, durchlebt mit ihm tiefe Emotionen. Feinste Nuancen wechseln mit temperamentvollen Momenten. Konzentration und Disziplin in Reinkultur. Am Ende wirkt sie gleichermaßen glücklich wie erschöpft. Das Publikum dankt ihr diesen musikalischen Marathon mit Standing Ovations.
Wer nach der Pause den Weg nach Hause angetreten hat, muss dafür schon einen sehr guten Grund gehabt haben. Denn nun gibt es ein feuriges Furioso am Akkordeon, an der Violine, der Gitarre und dem Kontrabass. Ausgehend von Bachs Aria bieten die Großmeister Christian Bakanic und Benjamin Schmid, Petrit Ceku und Christian Wendt ein kreatives Feuerwerk. Die Spielfreude, die unbändige Kreativität, das Temperament und auch die Beachtung von leisen Zwischentönen, das begeistert nicht nur das Auditorium, sondern auch Hewitt, die in der Zwischenzeit in Reihe zwei Platz genommen hat. Bakanic und Schmid gemeinsam auf der Bühne, das sollte es hier und anderswo öfter geben. Ein unvergesslicher Abend.
Am 11. September geht das reguläre Programm in der Grazer Oper mit dem Janoska Ensemble und hochkarätigen Gästen zu Ende. Wir werden berichten. Und am 12. Oktober gibt es einen Nachschlag mit Oliver Welter und Clara Frühstück und Schuberts “Winterreise”. Zu diesem Anlass haben wir etwas besonders Feines vorbereitet. Mehr dazu Anfang Oktober hier und nur hier…
Infos & Tickets zum Festival: www.arsonore.at
Foto Angela Hewitt: Bernd Eberle
Foto Christian Bakanic: Andrej Grilc
