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Dramen, die das Leben schrieb

Theater des Monats

Kampf der Lüge! Eine Manifestation

Worum es im Stück geht, das am 13. 10. im Grazer Schauspielhaus Premiere hatte, erklärt der Untertitel ganz genau: “Komödienrat (Kom. Rat) Franz Solar über sein Leben, seine Lügen und unser aller Zukunft”.

Es ist ungewöhnlich fürs Schauspielhaus, aber nicht unbedingt für die Schauspielerei an sich: Der berühmte Protagonist wird zur Rolle. Eines der bekannteren Werke, wo Ähnliches vor sich geht: Being John Malkovich. So tauchen wir im Solo-Stück “Kampf der Lüge” mit Solar zwar nicht in seinen Kopf, wohl aber in seine Gedankenwelt ein. Das beginnt mit Fragen an ihn, die er vom Publikum einsammelt. Und entwickelt sich immer deutlicher in ein Plädoyer gegen die Lüge, mit starker Tendenz hin zur heute so omnipräsenten Verschwörungstheorie.

Solar, der mit seinen vielen Gesichtern brilliert, zeigt uns auf der Bühne nicht weniger als das eigene Ich. Ungeschminkt, ungeschönt und natürlich trotzdem gelogen “wie gedruckt”. Wahr ist allerdings: Das Stück hätte schon viel früher aufgeführt werden sollen, pandemie- und lockdown-bedingt kam es immer wieder zu Verschiebungen. Solar sagt nach dem Stück im kleinen Kreis, er sei darüber nicht unglücklich. Die Sache habe durch die Monate der Auseinandersetzung an Substanz und Struktur gewonnen. So konnte er etwa einen Youtube-Kanal aufbauen, aus dem wir am Ende ein Filmchen zeigen – featuring die große Margarethe Tiesel.

Es ist ein großer und im besten Sinne intimer Abend mit einem Mann, der sich nicht nur der Frage nach Wahrheit und Lüge, sondern auch dem Alter, der eigenen großen Theatervergangenheit stellen muss. Was helfen die 120 Rollen, die er in den vergangenen 26 Jahren hier verkörpert hat? Heute ist nix mehr mit dem jugendlichen Helden, dafür zwickt es im Rücken und der Husten plagt.

Es ist ein Abend, der Solar-Fans begeistern wird. Und alle anderen zumindest schön an der Nase herumführt. Allein das Bühnenbild und die Kostüme von Matthias Dielacher sind die Eintrittskarte schon wert. Von den Regieeinfällen von Elena Bakirova ganz zu schweigen. Der Text, der diesem Soloabend im HAUS ZWEI zugrunde liegt, stammt von Bakirova, Karla Mäder und Franz Solar.

Kampf der Lüge! Eine Manifestation” – noch zu sehen am 18. und 20. Oktober sowie am 12. und 23. November. Jeweils um 20.00 im HAUS ZWEI, Schauspielhaus Graz.

Foto: Lex-Karelly 2021

2 Antworten auf „Theater des Monats“

Ein Abend, wie man ihn sich nicht wünscht! – konfus, abstrus, konzeptlos, pannenreich! Ein Desaster! Und Franz Solar wird einem an diesem Abend richtig unsympathisch- er wirkt nur unecht, aufgesetzt. Wäre er dich SCHAUSPIELER geblieben! Dieser Abend hat mir (u meinem Mann) Lebenszeit gestohlen. Resultat: wütend!

Schade, liebe Leserin, so hätten wir das ganz und gar nicht empfunden – und wir waren sogar als doppeltes Kritikergespann vor Ort. Auch der Kollege von der Kleinen Zeitung hat den Abend nicht so erlebt wie Sie. Vielleicht haben Sie einen schwarzen Tag erlebt? An welchem Abend waren Sie denn – bei der Premiere? Und welche Pannen gab es denn?

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