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Musik Romane

Roman des Monats

Herbert Hirschler: „Luftgitarrengott“, Leykam 2021

Den Schlager- und Volksmusikanhängern unter uns ist Herbert Hirschler wahrscheinlich ein Begriff. Bei einigen nimmt er vielleicht sogar eine Sonderstellung ein. Er schrieb mehr als 700 Musiktitel für die Kastelruther Spatzen, Marc Pircher und Co., erreichte Platin- und Goldauszeichnungen und veröffentlichte nebenbei noch zwei erfolgreiche Reiselesebücher („Himmel, Herrgott, Meer, Musik“, „Himmel, Herrgott, Portugal“).

Nun bestreitet Hirschler allerdings neue Wege und legt mit „Luftgitarrengott“ einen unterhaltsamen Debütroman vor. Ein Roadtrip-Abenteuer mit Rock’n’Roll-Klischees und dramatischem Ende inklusive – liest sich leicht und unkompliziert. Anhand einer Familiengeschichte schildert der Autor den unerbittlichen Konkurrenzkampf zweier Geschwister im Musikgeschäft der 1980er-Jahre bis ins Jahr 2070. Herbert Hirschler erzählt keine neue „Fleisch ist mein Gemüse“ (Heinz Strunk) oder „Wo die wilden Maden graben“ (Thorsten Nagelschmidt)-Geschichte, aber er liefert seine Version einer Musikbiografie ab. Manchmal etwas gar zu rasant, manchmal vielleicht wahr, immer unterhaltsam.

Hirschlers Protagonist Bastian Berger schreibt schon als Jugendlicher die Songs für seine Schwester und hofft auf den gemeinsamen Plattenvertrag als Duo. Wie es das Schicksal bzw. seine Schwester will, schaut Bastian durch die Finger, und Lisa Berger wird zu Lucy Hill und in der Folge auch ein Weltstar. Bastian lernt mehr schlecht (Alkohol!) als recht damit umzugehen und schlägt sich selbstironisch durch neun Jahrzehnte seines Lebens voller Ups & Downs.
Lustig, pointiert und voller Erfahrung geschrieben, begleiten wir die beiden Bergers durch die vergangene Musikgeschichte, aktuelle Entwicklungen im Musikbusiness und Castingshows der Zukunft mit Großeltern und Enkeln. Warum Bastian immer wieder auf die List seiner Schwester hereinfällt, bleibt das große Geheimnis der Musikindustrie – oder ihrer Geschwisterliebe? Das ist der Aufhänger des Romans und so dann auch ganz in Ordnung.
„Luftgitarrengott“ ist daher auch keine reale Biografie einer Künstlerfamilie, sondern eine interessante Geschichte eines Träumers, der aufwacht, als seine Hoffnungen scheinbar in Erfüllung gehen.

Rezension und Foto: aL 2021

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