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Buch des Monats Dramen, die das Leben schrieb

Poesiebuch des Monats Mai

Andreas Rainer: “Wiener Alltagspoeten”, Milena Verlag 2021

Schande über uns. Das Ding ist richtig groß auf Instagram und wir haben es bisher noch gar nicht wahrgenommen. Aber viel wichtiger ist sowieso: Kann ein Buch, das im Wesentlichen aus Postings besteht, dann auch in gedruckter Form einen Mehrwert entwickeln? Böhmermanns Tweets haben sich zumindest gut verkauft. Und das Buch aus dem Inneren der Wiener Büchereien war auch richtig gut. Die Wiener Alltagspoeten bieten sowieso mehr als ein paar flotte Sprüche.

Andreas Rainer hat nicht nur mit Hilfe einer entsprechenden Community wahre Perlen zusammengetragen, er zeigt auch ganz entschieden Haltung. Etwa gegen Rassismus, der in Wien (und Graz und anderswo) leider eben auch Teil des Alltags ist. Oder im Angesicht des Terrors, der 2020 die Wiener Innenstadt erschütterte.

Aber primär – und das ist eine äußerst erfreuliche Nachricht in Zeiten wie diesen – ist das ein Buch zum Schieflachen. Wunderbare Miniaturen, eine Schlagfertigkeit, die wirklich bewunderswert ist, Szenen, die sich auch auf der Kabarettbühne gut machen würden. Kostprobe gefällig?

Älterer Herr: “Kann ich die Kondome umtauschen?”
Verkäuferin: “Wieso – san s’ zu groß?”

oder:

Kundin: “Wann macht der Tichy eigentlich laktosefreies Haselnusseis?”
Verkäuferin: “Nie.”

Abgesehen von schönen Servicedialogen wie diesen überzeugt das Buch auch in seiner genialen Reduzierung des Lebens auf ein einfaches: “gengan ma olle am Oasch”.

Das Buch hat uns also viele heitere Momente beschert und bekommt einen Ehrenplatz in unserer Austriaca-Sammlung.

Deutscher Tourist: “Wie heißt denn der Berg da drüben?”
Wiener: “Wöchana?”
Deutscher Tourist: “Danke!”

 

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