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Diverses Künstler/innen Musik

Tonträger des Monats April / AT

le_mol: „White Noise Everywhere“, Panta R&E, VÖ 24. 4. 2020

Da sind wir doch eigentlich die mittelgroßen Auskenner, was heimische Bands angeht, aber von le_mol haben wir ehrlich gesagt zuvor noch kaum was bis gar nichts gehört. Dabei hat das Wiener Duo bereits das vierte Album am Start. Kurz gesagt: Es loopt, dass es nur so eine Freude ist. Aber es gibt auch Gesang, mit Meister Hans Platzgumer sogar einen echt prominenten Mitwirkenden. Sebastian Götzendorfer und Raimund „Mundl“ Schlager bringen einen hypnotischen Sound auf den Plattenteller, der sich für eines allerdings nicht eignet: Zum Nebenbei hören. Dafür ist dann doch zuviel weißes Rauschen. Spannende Sache, wir hoffen auf ein Live-Erlebnis, wann auch immer, wo auch immer.

Foto: © Thomas Schnötzlinger

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SON OF THE VELVET RAT: „Monkey Years #2“, monkey. VÖ 6. 3. 2020

Die stets geschmackssichere Affenbande aus Wien veröffentlicht gerade mit besonders viel Herzblut heimische Musik, darunter auch die Grazer Band Son of The Velvet Rat, die uns in der einen oder anderen Form seit Jahrzehnten begleitet. Das erste Monkey-Album, das die Jahre 2000-2010 umfasst, erscheint nun in neuem Gewand. Parallel dazu gibt es einen zweiten Teil, der bis in die Gegenwart reicht. Das alles natürlich auf feschem Polyvinylchlorid. Den Sohn der Ratte muss man hier sicher niemandem vorstellen. Georg Altziebler und seine Frau Heike haben sich mit ihren musikalischen Begleitern von hier bis Nashville und Berlin durchgespielt. Fritz Ostermayer hat Herrn Altziebler mal in einem Zusammenhang mit Leonard Cohen und Will Oldham genannt – und zwar mit Recht. Das Großartige an der Sache ist die unglaubliche Konstanz über die Jahre, das Subtile, das Dunkle, aus dem immer wieder neue Kraft kommt. Zwölf Songs bietet dieses Album, von „King of Cool“ bis „Guardian Angel“ ist da viel dabei, das Kenner gerne auf Vinyl daheim stehen haben. Man weiß ja nie, wer zu Besuch kommt…

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5/8erl in Ehr’n: „Yeah Yeah Yeah“, Viennese Soulfood Records, VÖ 17. 4. 2020

Die fünf narrischen Wiener muss man nach 15 Jahren Präsenz auch keinem mehr nahe bringen. Die neue Platte, die (hoffentlich!) ab Juli auch hierzulande live präsentiert wird, kommt herzerfrischend entspannt daher. Ob das was mit dem Vaporizer zu tun hat, den ihr unten im Video sehen könnt? Ganz groß ist vor allem die Hymne an OE24 inklusive deftiger Fellner-Beleidigung, der coronafreie Song „A Hand wascht die andere“, aber auch die Hommage an das Café Laterndl. Ein Album, das viel Spaß macht und das den Sound des Quartetts, der irgendwo zwischen Wienerlied und Reggae changiert, in 11 lässige Songs transformiert. Sehr Yeah!

 

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PURPLE IS THE COLOR: „Epic“, Session Work Records, VÖ 17. 4. 2020

Wir wechseln die Tonalität. „Purple is the color“ sind auch (mehr oder weniger) Wiener, aber nur vier und vor allem: Jazzer. Bandleader Simon Raab (aus Linz) sieht seine Partie mit zarter Ironie demnächst als „Die Beatles des Jazz“. International hat man die vier auch wirklich schon sehr deutlich auf dem Zettel, aber außerhalb der Szene hat man es in diesem Genre in Österreich halt nicht so leicht. Daher sagen wir mit großer Überzeugung: Scheiß aufs Etikett, da ist so viel drin, nicht nur Jazz, sondern einfach jede Menge Musik. Das ist echtes Handwerk, kein industriell zusammen gestoppelter PC-Sound. Eigentlich sollten die Herren ihr ziemlich episches Werk am 2. Juni im Wiener Radiokulturhaus präsentieren. Ob es dazu kommt, steht derzeit wohl in den Sternen. Schlaue Menschen kaufen sich daher einfach mal das Album, hören es hunderte Male an und freuen sich dann auf den Live-Moment. „Epic“ wird euch noch viel Spaß machen, versprochen!

Foto: © Georg Buxhofer

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„TOP THREAT Top 40“, Bandcamp-Compilation, VÖ 21. 3. 2020 

Wer das genaue Gegenteil der Purples hören will, ist hier genau richtig. Für alle, denen das nichts sagt: Ana Threat ist eine linke Wiener Underground-Größe. In dieser schrägen Geburtstags-Sammlung wird sie von nicht weniger als 24 Musiker*innen abgefeiert. Gute Sache: Der Erlös geht an Medico International. Sehr scharfer Electropunk (Death by Delirium) reiht sich an Haarsträubendes. Wenn das Fahrstuhlmusik wäre, dann würde der Lift ungespitzt 100 Stockwerke in den Untergrund rasen. Kann man nicht immer hören, aber immer öfter!

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BULBUL: „Kodak Dream“, Siluh Records, VÖ 17. 4. 2020

Mit schrägen Sounds kennen sich Bulbul auch bestens aus. Seit gut zwei Jahrzehnten macht die Wiener Band die heimische Musiklandschaft unsicher. Die neue Platte ist trotzdem irgendwie noch mal überraschend anders – und das könnte auch einen sehr konkreten Grund haben. Zebo Adam, der schon bei Bilderbuch großartige Arbeit geleistet hat, hat „Kodak Dream“ zusammen mit der Band zu einem krachenden Spektakel hochgepitcht. „Rockdisco nach Sperrstunde“, schreibt Stefan Grissemann dazu. Wir würden meinen: Weltraumstation nach universeller Apokalypse. Noch ist nicht alles aus, aber wenn die letzte Nummer auf dem Album, „Fuckeroni“, gelaufen ist, dann könnt ihr hinter uns zusperren. Wir hören uns dann im Mai wieder, bleibt’s sauber!

 

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