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Sachbuch des Monats: Statistisch gesehen

Klemens Himpele: “Statistisch gesehen. Echte Zahlen statt halber Wahrheiten. Aus Österreich und Deutschland”, Ecowin März 2020

Der Autor stammt aus Deutschland und leitet seit etlichen Jahren die Abteilung für Wirtschaft, Arbeit und Statistik des Magistrats in Wien. In seinem flott und amüsant geschriebenen Buch geht er Mythen auf die Spur, etwa der wirtschaftlichen Dynamik von Deutschland vs. dem “abgesandelten” Wirtschaftsstandort Österreich. Stimmt so nicht, Herr Leitl! In Österreich wird mehr gearbeitet (zumindest länger) und auch die übrigen ökonomischen Kennzahlen (vor der aktuellen Krise wohlgemerkt) sind noch weit erstaunlicher als die des großen Nachbarn, das ist eine der zentralen Botschaften.

Vor allem geht es Himpele aber darum, statistische und mediale Halbwahrheiten zu entzaubern. Da bekommt das Bruttoinlandsprodukt genauso etwas ab, wie die manchmal absurden Berechnungsmethoden. Mit der gegenwärtigen Zahlenspielerei rund um Corona hätte der schlaue Statistiker sicher auch seine wahre Freude, aber das ist sich nicht mehr ausgegangen. Vielleicht ohnehin besser so, denn dieses Buch ist angenehm non-alarmistisch, fundiert, lehrreich und dabei auch unterhaltsam. Warum in Kärnten jedes zweite Kind unehelich geboren ist, in Wien aber nur jedes dritte, das weiß Himpele auch nicht. Aber dafür kennt er das Bundesland mit der höchsten und das mit der niedrigsten Fertilitätsrate. Vielleicht sollte der eine oder die andere da eine Übersiedlung planen?

Wobei eines auch klar ist: Der Storch bringt keine Babys, das ginge sich statistisch nämlich unmöglich aus. Gut im Burgenland vielleicht schon, in Vorarlberg aber sicher nicht. Wer sich für Zahlen interessiert, wird mit diesem Buch seine wahre (!) Freude haben. Allen anderen empfehlen wir es aber genauso. Auch wenn kein einziges Tortendiagramm drin ist…

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